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nicht entschließen, und da wir in dieser ersten Zeit noch keine Einquartierung
im Hause hatten, so vergingen wohl vier Tage, ehe ich einen Franzosen er—
blickte. Ich werfe mir vor, in diesen Tagen oft unfreundlich gegen meine
kleineren Geschwister gewesen zu sein, welche die verzeihlichste Neugier ans
Fenster lockte; spaͤter gelang es uns aber besser, ihnen strengere Grundsaͤtze
einzufloͤßen.“
Das Wetter war in diesen Tagen außerordentlich schoͤn, die Sonne
schien so hell, als wollte sie noch Lichtstrahlen bis in das truͤbe Gemuͤt werfen,
und die mondhellen Naͤchte sowie die ganze stille Natur soͤhnten wirklich auf
Augenblicke mit der jetzt so stuͤrmischen Erde aus. Das Arbeiten wollte gar
nicht gelingen, man saß meist muͤßig und dachte dem Übel nach.
Auch die Doͤnhoffschen Toͤchter waren niedergeschlagen und besuchten
niemand ohne die Sorge, einen Fremden in Freundeskreise vorzufinden.
Bei solcher Zuruͤckhaltung litt die sonst so sehr gepflegte Geselligkeit, sogar
das Theater ward vernachlaͤssigt. Und es gab Damen, denen der oft monate—
lang waͤhrende Ton der franzoͤsischen Trommeln zur Folter wurde. Manche
Ed. Gärtner: Die Köniaskolonnaden Anfang des 19. Jahrhunderts.