Reich erwerben — und wird vielleicht auch als Lichtbringerin geliebt werden.
Ist sie doch seit Jahrhunderten bemuͤht, Licht ins deutsche Geistesleben hinein—
zutragen. Von Lessing und Humboldt an duͤrfen wir bis auf unsere Tage
viele Maͤnner nennen, die in Berlin an der Entwicklung der Geister ihre
Lebenskraft gewendet haben. Vorher haben allerdings nur die hoͤfischen
Kreise sich ernsthaft geistig beschaͤftigt. Friedrich II. und Voltaire, Sophie
Charlotte und Leibniz aber hatten keine allzu große Liebe fuͤr die verhaͤltnis⸗
maͤßig arme Stadt, die zwischen Sand und Sumpf lag und deren wertvollster
Schmuck der damals noch recht sumpfige Tiergarten war.
Waͤhrend die Stadt doch einmal eine Zeit hatte, wo ihr eine gewisse
bauliche Schoͤnheit nachgeruͤhmt wurde — als sie naͤmlich im Westen beim
Leipziger, im Osten beim Landsberger, im Norden beim Oranienburger und
im Suͤden beim Halleschen Tor aufhoͤrte (ehemals fast alles Gebaͤude, die
einen reizenden und gediegenen architektonischen Stil ihr eigen nannten),
wurden den Bewohnern der Stadt nie viel ruͤhmenswerte Eigenschaften
nachgesagt. Geliebt wurden sie
wegen dieser Eigenschaften jeden⸗
falls nicht. Und ihren Ftauen,
den Berlinerinnen, ging es nicht
besser. Selten haͤben die Be—
wohnerinnen einer Stadt soviel
Veraͤchtlicheg, Schmaͤhendes,
Herabsetzendes und Verkleinern
des zu hoͤren bekommen.
Ganz so heftig wie einst
wird die Berlinerin nur noch
selten gescholten. Ja, es gibt so—
gar schon Berichterstatter und
Reisende, die ihr Lebensfreude,
Herzensguͤte, Mutterwitz und
noch manche andere liebenswerte
Kigenschaften zugestehen, die
bekunden, daß sie mehr loͤbliche
Wesenszuͤge besitze als nur ihre
große Saͤchlichkeit, ihre Hilfs—
bereitschaft und ihr Organi—
sationstalent. Eins scheint ihr
allerdings bisher nur in kleinem
Maße zu eigen geworden: Die
Kunst, sich in Szene zu setzen.
Hosemann: Putzmacherin.