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durch ihre Kenntnisse und durch ihr unablaͤssiges Streben nach vollkomme—
nerer Ausbildung zu ihr hingezogen. Sie unterrichtete ihn im Hebraͤi—
schen und lehrte ihn die Kurrentschrift. Bei ihr verkehrten die Theologen
Spalding, Zoͤllner, Fellner, der Dichter Ramler, Engel, der „Philosoph fuͤr
die Welt,“ Mirabeau, Graf Bernstorff, die beiden Schlegel, Schadow, Gentz,
Johannes von Muͤller, Zelter und viele andere. Schon damals wohnten
viele Beguͤterte im Sommer außerhalb der Stadt. Hertz hatte ein Land—
haus im Tiergarten, wohin Schleiermacher oft auf einen ganzen Tag hinkam.
Er schrieb seiner Schwester: „Sie (Henriette Hertz) hat mich italienisch gelehrt
oder tut es vielmehr noch; wir lesen den Shakespeare zusammen; wir be—
schaͤftigen uns mit Physik; ich teile ihr etwas von meiner Naturkenntnis
mit, wir lesen bald dies, bald jenes aus einem guten deutschen Buche, da—
zwischen gehen wir in den schoͤnsten Stunden spazieren und reden recht aus
dem Innersten des Gemuͤts uͤber die wichtigsten Dinge.“ Aus solchem
Verhaͤltnis heraus ist es wohl zu verstehen, daß Henriette die Vertraute
Schleiermachers und seiner Geliebten, der Frau seines Amtsbruders
Grunow, wurde.
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9. —
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CLhodowiecki: Satire auf die Mode Berliner Damen, die am
Ende des 18. Jahrhunderts auf Herrenart im Tiergarten ritten.