Veindauer: Berliner Pfirsichverkäuferin
bor hundert und mehr Jahren vom Westen aus in Berlin einfuhr, war ent—
zuͤckt uͤber die prachtvollen Gebaͤude, uͤber die Palaͤste und stattlichen Haͤuser,
die der Adel und die reiche Kaufmannschaft an dieser Seite erbaut hatten.
Was ist heute noch von diesen Gebaͤuden uͤbrig! Die meisten Adelsgeschlechter
mußten ihre Palaͤste aufgeben. Wo heute Warenhaͤuser und Banfkpalaͤste
die Voßstraße einrahmen, gruͤnten vor mehreren Jahrzehnten noch die Baͤume
des Parkes, in dem das Palais der Grafen Voß ein wenig verwahrlost, aber
sehr nobel stand. Das Redernsche Palais am Pariser Platz ist einem Hotel
gewichen, in dem die uͤppigste Internationalitaͤt sich ein Stelldichein gibt. ..
Mag nun auch das oͤstliche Alt-Berlin nicht so stattlich gewesen sein wie dieser
ehemalige Westen, so war doch Berlin einmal eine Stadt, die auch ihre aͤußeren
Reize hatte. So manche Stiche aus dem alten Berlin bezeugen das. Und
gewisse Stellen, so der alte Teil des Schlosses, manche Blicke an den Spree—
ufern, der Gendarmenmarkt, der Pariser Platz und viele andere Ecken und
Winkel haben ihre Schoͤnheiten. Allerdings ist jetzt eine andere Schoͤnheit
der großen Stadt im Werden. Wir empfinden sie vielleicht nur noch nicht.
Eins aber zwingt auch uns zur Bewunderung: die Fuͤlle des Lichts der abend—
lichen Stadt.
Noch nicht so lange wird soviel Licht in Berlin verschwendet. Auch koͤnnen
wir uns kaum denken, daß Berlin einst — vor wenigen Jahrzehnten noch,
wegen seiner Unsauberkeit und seines erbaͤrmlichen Pflasters gescholten wurde.
Aber jetzt ist es die Stadt des Lichts und der Badestube, des blanken
Asphalts und der Blendwerke der Elektrizitaͤt und der Gasbeleuchtung. Und
—DDD