Weihnachtsmarkt in der Breitenstraße 1790
das Pferd eines Offiziers beim Zuͤgel hielt, bei dessen ploͤtzlichem Tod sie
dann wochenlang trauerte. Daneben war sie eine sorgsame Mutter und
wußte alle moͤglichen haͤuslichen Tugenden zu entfalten. Die Freunde, die
an den Weihnachtsabenden bei ihr waren, behielten unvergeßliche Eindruͤcke
von ihrer Innigkeit und ihrer Gabe, andere mit nicht sehr kostspieligen Ge—
schenken zu begluͤcken.
Ihre Darstellungsfaͤhigkeiten kannte keine Grenzen. Sie sang die
schwierigsten Koloraturpartien, brachte in den Lustspielen durch ihren naiven
Humor alle zum Lachen und erschuͤtterte in den tragischen Rollen die an—
spruchsvollsten Geister, wie z. B. die Rahel bis zur vollsten Begeisterung.
Sie konnte so zaͤrtlich wie tragisch sein und blieb in allen Situationen, mochte
sie in Possen oder ernsten Dramen auftreten, stets wahrhaftig und einfach.
Sie bekam das fuͤr damalige Zeit sehr bedeutende Gehalt von 1000 Talern
jaͤhrlich und kannte schon nicht mehr die Sorgen und Unruhen, unter denen
die voraufgegangene Schauspielergeneration zu leiden gehabt hatte. Als Schau—
spielerin war sie von einem ungewoͤhnlichen Zielbewußtsein. Sie empfand,
wie ihr Direktor Iffland, deutlich die Schaͤden, die der Wahrheit des Aus—