wie sie bei Hofe hieß — unumschraͤnkte Beherrscherin des Koͤnigs. Wen sie
beguͤnstigte, der wurde beguͤnstigt. Ja, sie soll sogar in den traurigen Kriegs—
affaͤren jener Jahre ihre Haͤnde gehabt haben. Als sie zur Graͤfin erhoben
wurde — um sie hoffaͤhig an anderen Hoͤfen zu machen — wurden ihr vier
Ahnen von vaͤterlicher und muͤtterlicher Seite, Ebenbuͤrtigkeit und Stifts—
faͤhigkeit verliehen. Und die Minister Bischofswerder und Woͤllner verbuͤndeten
sich mit ihr, um in einer spiritistischen Farce dem Koͤnig einen verstorbenen
Sohn der Lichtenau erscheinen zu lassen und um so ihren bigotten Einfluß
aufrecht zu erhalten.
Als der Koͤnig im Jahre 1796 schwer erkrankte, pflegte sie ihn. Wohl
zum Dank erschien er mit der ganzen koͤniglichen Familie zu einem Fest in
ihrem Palais Unter den Linden. „Der Kronprinz konnte seine heftige
Gemuͤtsbewegung nicht verbergen. Er warf verstohlene Blicke bald der
zaͤrtlich geliebten Mutter (der Koͤnigin), bald der angebeteten Gemahlin
(Luise) zu, als koͤnne er es nicht begreifen, wie es moͤglich sei, sich mit ihnen
in den prachtvollen Zimmern der Maͤtresse seines Vaters zu befinden.“
Als der Koͤnig nach einer Badereise heimkehrte, wurden große Feste gegeben,
bei denen die Lichtenau die Stelle
der Koͤnigin einnahm. „Das
Fest begann am fruͤhen Morgen
mit Glockengelaͤut und Posaunen—
blasen. Auf den Plaͤtzen war Tanz—
vergnuͤgen, Mastbaumklettern,
Puppentheater, Speisung der
Armen auf oͤffentliche Kosten.“ An
allem nahm der Koͤnig teil und
erschien auch mit der Lichtenau,
die im griechischen Gewand mit
goldenem Diadem sich zeigte, auf
dem großen Zweckessen der
Buͤrgerschaft.
Sie muß eine große Gewalt
uͤber den Koͤnig gehabt haben.
Alle Zeitgenossen waren entzuͤckt
von ihr und ihrem kostbar ein—
gerichteten Hause. Besonders
wußte sie den Koͤnig durch ihre
Gemaͤlde-Galerie zu fesseln, die
Halb- und Ganzentbloͤßte zeigte
und deren Stoffe meist den Zaͤrt—
Duhn Sie mich den Gefallen un reden Si
nich von desienige.