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III. Gabriele. Aufenthalt in Wien 1810 bis 1814. Reise durch die Schweiz nach Berlin 1814. Adelheids Heirath 1815. Einsegnung. Reise nach Frankfurt a. M. 1816

Volltext: Gabriele von Bülow (Public Domain)

Briefe Gabrieles an ihren Schwager Hedemann 1815. 99 
„Tegel, den 6. September 1815. 
Aus tiefer Einsamkeit schreibe ich Dir, mein lieber theurer August, 
ich habe mich nämlich unter dem Schutz der Frau Majorin auf einige 
Tage hier herausbegeben, wo es wirklich sehr hübsch ist, obgleich das 
Wetter nicht eben besonders schön ist. Adelheid führt hier mit großer 
Würde die Wirthschaft und wird vollkommen als Hausfrau angesehen, 
doch schreibt sie Dir so fleißig, daß sie noch gar nicht oder ich glaube 
nur einmal auf einen Augenblick den großen hohen Weinberg besucht 
hat. Rauch, der, wie Du weißt, sehr boshaft ist, sagt öfters, wenn er 
sie nicht im Zimmer sieht: „Die Frau Majorin sitzen wohl wieder tief 
im Tintenfaß.“ Es ist aber auch wahr, sie that nichts Anderes als 
schreiben. 
Wir haben ja die himmlisch schöne Hoffnung, Euch bald, bald 
wiederzusehen, wie sehr mich das freut, kann ich Dir nicht mit Worten 
beschreiben, der Gedanke bloß, Dich endlich wieder mit Deiner Adelheid 
vereinigt zu sehen, macht mich überaus glücklich. Aber so froh mich 
auch dies macht, so traurig wird mir auch zu Muthe, wenn ich denke, 
daß die Mutter und ich Euch bald wieder verlassen werden müssen, 
um nach Paris zu reisen, doch es ist auch wahr, daß der liebe gute 
Vater auch endlich will wieder mit der lieben Mutter vereinigt sein, 
aber es ist doch für mich sehr traurig. Ich hoffe indessen, es wird 
sich bald so machen, daß der Vater nach Berlin käme; ach, was wäre 
das doch schön und herrlich! Ich kann Dir wirklich versichern, mein 
geliebter Bruder, nirgends hat es mir je besser gefallen als in Berlin. 
Deine Frau ist die letzte Zeit her nicht recht wohl gewesen, sie 
hatte ein kleines Flußfieber, allein jetzt ist sie wieder ganz wohl, sie ist, 
finde ich, recht gewachsen, seitdem Du fort bist, Du kannst Dich nur 
darüber trösten, denn das macht ihre Gestalt sehr schön. Sonst finde 
ich nicht, daß sie sich verändert hätte, bloß an den Armen ist sie etwas 
magerer geworden; sie ist wirklich wunderhübsch. Vor einigen Tagen 
hatte sie eine Haube auf, in welcher sie so frauenmäßig wie nur möglich 
aussah. Du würdest Dich gewiß recht sehr gefreut haben, sie zu sehen. ... 
Nun aber leb' wohl, mein theurer lieber August, grüße den lieben 
Vater herzlich von mir und gedenke manchmal 
Deiner Dich liebenden Schwester 
Gabriele.“ 
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