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IV.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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gestreckt: „Sie werden der Messias des neunzehnten 
Jahrhunderts sein.“ 
Damals im Rausch der unbegrenzten Hoffnun- 
gen seiner Zwanzig war ihm dieses Prophetenwort 
nicht wundersam erschienen. Damals wußte er selbst 
seine große Zukunft. Er hatte nur genickt. Und 
Heine war wieder in sich zusammengesunken und 
hatte noch leiser wiederholt: „Ja, Sie werden der 
Messias des neunzehnten Jahrhunderts sein.“ 
Aber heute, in den Zweifeln seiner Zweiund- 
dreißig, sah er es anders. Wem sollte er der Messias 
werden? Wem lohte die Flamme in seinem Herzen? 
Wem waren alle diese Geistes- und Willenskräfte 
im Hirn aufgespeichert? Wem? Welcher Helfertat ? 
Er sann mit gefurchter Stirn. Der Freiheit? 
Ach, im tiefsten Innern wußte er, daß die Zeit einem 
Kampfe um die politische Freiheit ungünstig war. 
Die blutige Reaktion, der „weiße Schrecken“, war 
niedergebrochen, als Rochows Kugel den Berliner 
Polizeipräsidenten von Hinkeldey im Duell nieder- 
streckte und verröcheln ließ, als Prinz Wilhelm den 
geisteskranken König ersetzte. Man sprach von 
Amnestie der Freiheitskämpfer von 48, von liberalen 
Reformen, vom Anbruch einer „neuen Ära“. Er 
wußte zwar, sie würde nicht kommen, gewiß. nicht 
durch eine englische Prinzessin. Der Prinz, der den 
Aufstand in Baden mit blutiger Faust niederkar- 
tätscht hatte, der „Erbfeind aller Volksrechte‘‘, der 
wegen seiner volksfeindlichen Gesinnung nach Eng- 
land hatte fliehen müssen, der Mann, der nichts 
als strenger Soldat war, der war nicht der Mann 
liberaler Gedanken. Aber man glaubte an ihn, und 
im Volk war kein Verlangen nach neuen Kämpfen.
	        
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