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IV.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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je vorgekommen, mit der reichsten Begabnis der Dar- 
stellung verbindet er eine Energie des Willens und eine 
HabilitgE im Handeln, die mich in Staunen setzen, und 
wenn seine Sympathie für mich nicht erlischt, erwarte 
ich von ihm den tätigsten Vorschub. Jedenfalls war 
diese Vereinigung von Wissen und Können, von Talent 
und Charakter, für mich eine freudige Erscheinung.‘ 
„Das klingt doch schon etwas anders, als das, 
was er später seinem Bruder über mich schrieb,“ 
unterbrach sich Lassalle. 
„Lesen Sie weiter!‘ trieb Ludmilla heftig. 
Lassalle lächelte und fuhr in der Lektüre fort: 
„Herr Lassalle ist nun einmal so ein ausgeprägter 
Sohn der neuen Zeit, die nichts von jener Entsagung 
und Bescheidenheit wissen will, womit wir uns mehr 
oder weniger heuchlerisch in unserer Zeit hindurchge- 
lungert und hindurchgefaselt. Dieses neue Geschlecht 
will genießen und sich geltend machen im Sichtbaren; 
wir, die Alten, beugten uns demütig vor dem Unsicht- 
baren, haschlen nach Schattenküssen und blauen Blumen- 
gerüchen, entsagten und flennten, und waren doch viel- 
leicht glücklicher, als jene Gladiatoren, die so stolz dem 
Kampfiode entgegen gehen.“ 
Lassalle ließ das Blatt sinken, und ins Leere 
starrend, sagte er: ‚Welch ein Künder der Zukunft 
ist dieser große Mann gewesen!“ 
„Ja;‘“ nickte Varnhagen, „wie vieles, das er 
vorgeschaut hat, ist schon eingetroffen! An ihm hat 
sich wieder glanzvoll die Feinheit der lateinischen 
Sprache erwiesen, die den Dichter vates, den Seher, 
nennt.“
	        
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