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„Tag,“ brummte Duncker, noch ein wenig ver-
katert vom gestrigen Abend, „gut bekommen ?“
„Danke, Und Ihnen?“ Lassalle drückte sich
in dem engen Gang just an Hedwig Dohms Knien
vorbei. Von den fesselnden Reizen ihrer fremd-
artigen Schönheit gab die dichte Pelzvermummung
nur die feine Nase und die braunen weichen „Mär-
chenaugen‘“ mit den samtnen langen Wimpern frei
„Ich begrüße Sie im Namen sämtlicher ver-
einigter Eskimoschönheiten,“ streckte sie ihm aus
dem Pelzgewirr lächelnd den kleinen Finger zu: „Mehr
trau ich mich nicht hervor; aber Ihnen den kleinen
Finger zu geben, ist ja auch schon gefährlich genug.“
„Ach,“ warf Lina Duncker dazwischen, „du in
deinen Pelzen hast gut vorsichtig sein. Mir kann
heute kein Teufel gefährlich werden. Ich bin hier
kühl bis ans Herz hinan.“
Lassalle wollte entgegnen, da faßte ihn Dohm
hilfreich und wollte ihn auf den Platz an seiner Seite
verstauen. Doch Ludmilla Assing rückte hastig
dicht an Dohm heran und gab an ihrer Rechten für
den heimlich Geliebten Raum. Sie wollte ihn so
weit wie nur möglich von den anderen Damen
trennen, ihn ‘durch ihren Körper von jeder fremden
Einwirkung isolieren, ihn für sich haben, ganz allein
für sich.
„Hier, Herr Doktor,“ rief sie, „setzen Sie sich
hierher. Hier können Sie alles am besten sehen.‘
Und sie entriß den in der Enge Taumelnden
Dohms Händen und zog ihn auf die nackte Holz-
planke nieder, die als Sitz diente.
Natürlich war es keinem entgangen. Sie lächel-
ten verstehend hinter ihren Muffen und hochge-
schlagenen Pelzkragen, und Lina, die Ausgelassene,