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III.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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dessen Augen hart sprühten wie kostbarer blauer 
Stahl. Keiner fand gleich die Entgegnung. 
„Glauben Sie mir,“ fuhr er eindringlich fort, 
„die Regierung denkt an keinen liberalen Kurs, und 
die englische Prinzessin wird vielleicht ihren jungen 
Gemahl, aber nicht das freiheitsdürstige Preußen be- 
glücken. Sie wird es schon deshalb nicht, weil die 
Voraussetzung durchaus fehlt. Ihr Trinkspruch, 
mein lieber Duncker, war nämlich ein grausamer 
historischer Irrwahn. England soll eine Tyrannen- 
wehr, ein Hort der Freiheit sein! Ach, ich wünschte, 
Sie würden lesen, was der verbannte Lothar Bucher, 
der Englands innere Zustände genau kennt, darüber 
schreibt. Aber Sie lesen nicht, Sie halten fest an 
diesem unausrottbaren falschen Glauben. Wissen 
Sie denn gar nicht, was diese scheinheiligen Frei- 
heitsapostel eben erst in Ostindien getan haben zur 
Unterdrückung des Hinduaufstandes? In einem un- 
geheuren Meer von Blut haben sie die Freiheit dieses 
armen Volkes ertränkt. Das ‚freie Albion‘ ist trotz 
aller politischen Freiheit im Innern der furchtbarste 
Bedrücker seiner Kolonien, aber keine Tyrannen- 
wehr.‘ 
Er hielt erregt inne. Und als alle schwiegen, 
fuhr er nervös mit der Hand über die Stirn und 
lächelte. „Nichts für ungut, meine Herren. Ich 
kann nur Scheinwahrheiten nicht sich frech auf- 
recken sehen. Und nun wollen wir uns den Fasan 
schmecken lassen.‘ Liebenswürdig wandte er sich 
an Duncker und fragte nach dem jungen Dichter, 
den er heute vom Hungertode errettet hatte. 
Bald schwärmte die Unterhaltung wieder eifrig 
den Tisch. 
um 
Man nahm in diesem Hause ein kräftiges, ent.
	        
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