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dessen Augen hart sprühten wie kostbarer blauer
Stahl. Keiner fand gleich die Entgegnung.
„Glauben Sie mir,“ fuhr er eindringlich fort,
„die Regierung denkt an keinen liberalen Kurs, und
die englische Prinzessin wird vielleicht ihren jungen
Gemahl, aber nicht das freiheitsdürstige Preußen be-
glücken. Sie wird es schon deshalb nicht, weil die
Voraussetzung durchaus fehlt. Ihr Trinkspruch,
mein lieber Duncker, war nämlich ein grausamer
historischer Irrwahn. England soll eine Tyrannen-
wehr, ein Hort der Freiheit sein! Ach, ich wünschte,
Sie würden lesen, was der verbannte Lothar Bucher,
der Englands innere Zustände genau kennt, darüber
schreibt. Aber Sie lesen nicht, Sie halten fest an
diesem unausrottbaren falschen Glauben. Wissen
Sie denn gar nicht, was diese scheinheiligen Frei-
heitsapostel eben erst in Ostindien getan haben zur
Unterdrückung des Hinduaufstandes? In einem un-
geheuren Meer von Blut haben sie die Freiheit dieses
armen Volkes ertränkt. Das ‚freie Albion‘ ist trotz
aller politischen Freiheit im Innern der furchtbarste
Bedrücker seiner Kolonien, aber keine Tyrannen-
wehr.‘
Er hielt erregt inne. Und als alle schwiegen,
fuhr er nervös mit der Hand über die Stirn und
lächelte. „Nichts für ungut, meine Herren. Ich
kann nur Scheinwahrheiten nicht sich frech auf-
recken sehen. Und nun wollen wir uns den Fasan
schmecken lassen.‘ Liebenswürdig wandte er sich
an Duncker und fragte nach dem jungen Dichter,
den er heute vom Hungertode errettet hatte.
Bald schwärmte die Unterhaltung wieder eifrig
den Tisch.
um
Man nahm in diesem Hause ein kräftiges, ent.