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zeihung wiedergewonnen habe, erkläre ich Ihnen frei‘
willig und aus voller Überzeugung, daß von einer Ver“
bindung zwischen uns me die Rede sein kann, daß ich
mich von Ihnen in jeder Beziehung lossage und fest ent-
schlossen bin, meinem verlobien Bräutigam ewige Liebe
und Treue zu widmen.
HBelene von Dönniges.“
Doch Lassalle lachte wutbesessen auf, als er das
Schreiben las. „Das ist gewaltsam erschlichen,“
schrie er, „jede Zeile verrät es. In Angst und Be-
drängnis, unter der väterlichen Faust hat sie das
geschrieben. Ich komme, ich komme schon mit der
Rettung, mein armer, armer mißhandelter Gold-
fuchs !**
Und Dr. Haenle trat in Aktion. Ihm bewilligte
Herr von Dönniges sofort eine Unterredung.
Der Kommissar des bayerischen Ministers be-
gab sich mit dem Oberst Rüstow in die Villa des Ge-
sandten. Dr. Haenle wünschte Helene selbst zu
sprechen, um zu erforschen, ob sie unter Zwang ge-
handelt habe oder nicht. Bereitwillig rief der Vater
sie herbei. In einer blutroten Seidenbluse trat sie
herein, keck, frei und höhnisch-heiter.
Rüstow erklärte ihr, daß Lassalle sie um eine
Unterredung bitte.
Sie entgegnete kalt: „Wozu das? Ich weiß, was
er will. Ich habe die Sache satt,“
Da erinnerte der fassungslose Freund Lassalles
sie an die Schwüre der Nächte in Wabern.
„Pah,‘“ lachte sie, „Schwüre I‘
„Aber,“ rief Dr. Haenle, „mein gnädiges Fräu-
lein, ich begreife Ihren Ton nicht! Der steht doch