394
mir ihre Tochter versagen. Mir! Wie einem her-
gelaufenen Bettler. Mir, den Männer wie Humboldt
und Boeckh —“ Er sprach noch lange.
Das junge Weib lag steif auf dem Bette. Ihre
Glieder wurden eisig, ihre Leidenschaft gefror. Plötz-
lich stand sie auf, ihre Augen irrlichterten grün.
Sie sprach kein Wort. Langsam bückte sie sich nach
dem Hut und setzte ihn hart auf das goldene Haar.
Er redete noch immer: „Nur aus ihrer Hand
nehme ich dich. Wir wollen doch sehen, ob sie
es wagen dürfen, mich so zu behandeln! Mich von
der Tür weisen! Jetzt ertrotze ich dich. Aber du bist
an allem Schuld. Was brauchtest du zu sprechen!
Wir hatten doch verabredet, daß ich morgen zu
deinen Eltern komme. Bis dahin solltest du schwei-
gen. Jetzt mußt du das ausessen, was du dir ein-
gebrockt hast. Denn nur. aus den Händen —“
Da pochte es stürmisch an die Tür. Ehe er Ein-
Jaß gestatten konnte, platzte die junge, der Herrin
treu ergebene Zofe ins Zimmer: „Um Jesu willen,
Mademoiselle, fliehen Sie! Herr von Dönniges hat
Ihre Flucht gemerkt. Er rast. Er sucht Sie. Er
wird Sie töten! Retten Sie sich !“
Helene stand weiß und kalt. Nur in den Augen-
höhlen brannten heiße grüne Wildkatzenlichter.
„Unsinn,“ herrschte Lassalle die Zofe an,
„meine Braut flieht nicht. Meine Braut braucht nicht
zu fliehen, sie hat nichts zu scheuen.“ Und herrisch
gebot er: „Führen Sie Fräulein von Dönniges zu
ihrer Mutter 1“
„Herr,“ wagte das Mädchen, „Sie verkennen —“
„Taisez-vous!“ schrie der gekränkte törichte
Mann. „Führen Sie Fräulein von Dönniges zu ihrer
Multter |‘