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XX.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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mir ihre Tochter versagen. Mir! Wie einem her- 
gelaufenen Bettler. Mir, den Männer wie Humboldt 
und Boeckh —“ Er sprach noch lange. 
Das junge Weib lag steif auf dem Bette. Ihre 
Glieder wurden eisig, ihre Leidenschaft gefror. Plötz- 
lich stand sie auf, ihre Augen irrlichterten grün. 
Sie sprach kein Wort. Langsam bückte sie sich nach 
dem Hut und setzte ihn hart auf das goldene Haar. 
Er redete noch immer: „Nur aus ihrer Hand 
nehme ich dich. Wir wollen doch sehen, ob sie 
es wagen dürfen, mich so zu behandeln! Mich von 
der Tür weisen! Jetzt ertrotze ich dich. Aber du bist 
an allem Schuld. Was brauchtest du zu sprechen! 
Wir hatten doch verabredet, daß ich morgen zu 
deinen Eltern komme. Bis dahin solltest du schwei- 
gen. Jetzt mußt du das ausessen, was du dir ein- 
gebrockt hast. Denn nur. aus den Händen —“ 
Da pochte es stürmisch an die Tür. Ehe er Ein- 
Jaß gestatten konnte, platzte die junge, der Herrin 
treu ergebene Zofe ins Zimmer: „Um Jesu willen, 
Mademoiselle, fliehen Sie! Herr von Dönniges hat 
Ihre Flucht gemerkt. Er rast. Er sucht Sie. Er 
wird Sie töten! Retten Sie sich !“ 
Helene stand weiß und kalt. Nur in den Augen- 
höhlen brannten heiße grüne Wildkatzenlichter. 
„Unsinn,“ herrschte Lassalle die Zofe an, 
„meine Braut flieht nicht. Meine Braut braucht nicht 
zu fliehen, sie hat nichts zu scheuen.“ Und herrisch 
gebot er: „Führen Sie Fräulein von Dönniges zu 
ihrer Mutter 1“ 
„Herr,“ wagte das Mädchen, „Sie verkennen —“ 
„Taisez-vous!“ schrie der gekränkte törichte 
Mann. „Führen Sie Fräulein von Dönniges zu ihrer 
Multter |‘
	        
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