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III.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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frohen Augen funkelten die aufpeitschende Frische 
des eisigen Wintertages. Doch um die Nasenwinkel, 
oberhalb des dichten Vollbartes, verrieten einige 
tiefschürfende Sorgenfalten den bitter verzweifelten 
Kampf, den der mittellose junge Maler um das karge 
tägliche Brot für seine schöne Frau und seine Kinder 
gekämpft hatte und noch rang. 
„Ja,“ nickte der schöne Hofrat und wandte 
Pietsch die blauen Augen zu, „war Unter den Lin- 
den. Die IHNumination brannte zur Probe, und die 
Volksbegeisterung desgleichen.“ 
„Aber Hofrat!“ mimte Lassalle Entrüstung, 
„nun habe ich mich den ganzen Nachmittag auf ein 
bißchen echte schwarz-weiß lackierte Begeisterung 
gefreut! Von Ihnen als königlichem Beamten können 
wir Steuerzahler offizielle Begeisterung geradezu 
fordern.‘ 
„Sonntags habe ich keinen Dienst,“ belehrte 
mit altmodischer Zuvorkommenheit der Hofrat. 
„Nanul“ Korffs Sessel wippte ordentlich auf. 
„Ha,‘“ lachte Lassalle und streckte die lebens- 
volle Hand ausgelassen von sich, „ein spannendes 
Farbenphänomen. Unserem Korff ‚graut‘ vor der 
Schwärze dieser roten Gesinnung !“ 
Und ehe der Baron beruhigende Versicherungen 
über die Couleur seines Seelenzustandes abgeben 
konnte, funkelten Dohms blitzende Brillengläser da- 
zwischen: 
„Foerster hat doch unwiderleglich recht: Sonn- 
tag ist kein Dienstag.‘ 
Mit einer zierlichen Bewegung, die eigenartig 
fein zu dem liebevoll frisierten grauen Haare paßte, 
reichte der Hofrat dem Redakteur die kleine weiße 
Hand: „Der Kladderadatsch hat, wie immer, recht.“
	        
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