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XX.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

388 — 
Durst nach Leben empor. Leben, leben, endlich 
leben wollte er. Den Torso seines Werkes zu Boden 
schleudern und Mensch sein, nichts als schlichter 
lebender Mensch. 
Eine feige Furcht vor dem Gefängnis, das seiner 
in Deutschland harrte, trieb ihn um. Nein, er kehrte 
nicht wieder dorthin zurück, wo Gefängnis und un- 
erfüllbare, ehern fordernde Pflichten seiner lauerten. 
Er ging ins Ausland. Er zog mit der Gräfin nach 
Italien, er gründete sich dort ein stilles Heim und 
lebte dort endlich sein Leben. 
Das Panier seines Geistes lag zerknittert am 
Boden. Er schrieb an die treue Freundin, in der 
vorsichtigen Sie-Form, die er in Briefen an sie stets 
anwandte: 
„Ich wünsche nichts sehnlicher, als die ganze Politik 
loszuwerden, um mich in Wissenschaft, Freundschaft 
und Natur zurückzuziehen. Ich bin der Politik müde 
und satt. Zwar würde ich so leidenschaftlich wie je für 
dieselbe eniflammen, wenn ernste Ereignisse da wären, 
oder wenn ich die Macht hätte oder ein Mittel sähe, sie 
zu erobern — ein solches Mittel, das sich für mich schickt; 
denn ohme höchste Macht läßt sich nichts machen. Zum 
Kinderspiel aber bin ich zu alt und zu groß. Wenn ich 
das Präsidium los wäre, jetzt wäre der Moment, wo ich 
entschlossen wäre, mit Ihnen nach Neapel zu ziehen. 
(Aber, wie es los werden?!) 
Denn die Ereignisse werden sich, fürchte ich, lang- 
sam, langsam entwickeln, und meine glühende Seele hat 
an diesen Kinderkrankheiten und chronischen Prozessen 
keinen Spaß. Ach, könnte ich mich zurückziehen !“ 
Es regnete und regnete, die Aussicht vom Rigi 
hinab in die Welt war grau verschleiert. Graue
	        
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