Path:
XV.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

29 
auf, in der Geistesschmiede des alten Hegel Lehr- 
bursche gewesen zu sein.“ 
„Ihr oller Grieche gefällt mir.“ Der Baron 
streckte forsch die langen Beine von sich. „Das 
ist ein Ganzer. Übrigens Ihr Urahne, Doktor, 
Einiges habe ich mir wörtlich gemerkt. Der eine 
Satz klingt wie in Ihrem Brutofen geschmort: ‚alle 
Menschen sind unvernünftig, nur ich allein weiß, 
während alle anderen wie im. Schlafe handeln‘.“ 
„Nun — nun,“ machte Lassalle. „Ganz so 
monopolsüchtig bin ich nicht. Wenn ich mein 
Selbstbewußtsein auch als mein Steckenpferd reite, 
bei der Gardekavallerie bleibe ich damit doch im 
Hintertreffen.‘“ 
„Feine Parade,“ lachte der junge Offizier, „Sie 
sind —* 
Da schnatterte die Glocke wieder. 
„Der Garde folgt die Linie,“ scherzte Lassalle 
und ging dem schnurgeraden hochragenden alten 
Manne, der eben eintrat, zur Tür entgegen. Es war 
der Hofrat Dr. Friedrich Foerster, Ihm folgten auf 
dem Fuße der Dichter Scherenberg und Ernst 
Dohm, der Redakteur des Kladderadatsch. 
Als die Begrüßung beendet war und die Herren 
in den bequemen Polsterstühlen saßen, huschte noch 
der Maler Ludwig Pietsch herein. 
Der alte Hofrat streichelte mit der zärtlich 
gepflegten Hand sein schwungvoll frisiertes volles 
silbergraues Haar und seufzte: „Gottlob, bei Ihnen 
ist's warm. Draußen ist eine Hundekälte, trotz der 
heißen Begeisterung, die der überquellenden Volks- 
seele entdampft.“ 
„Waren Sie in der Stadt, Herr Hofrat?“ fragte 
Ludwig Pietsch artig interessiert. Seine lebens
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.