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XVIII.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

—. 8368 — 
Sie haben den Schurken verhaftet, diesen Knecht 
der Reaktion, der unsere Sache verrät und uns ver- 
führen will. Hoch Schulze-Delitzsch !*“ 
Und die aufgesammelte Erregung tobte sich 
aus in wutgeifernden Hochrufen auf Lassalles töd- 
lichsten Feind. 
Lassalle war wie ein Stück Vieh, das man zur 
Schlachtbank reißt, in eine Droschke geworfen und 
nach der Stadtvogtei am Molkenmarkt geschleppt 
worden. 
Brutal warf man den kranken Mann in ein 
kaltes feuchtes Loch. 
Wie ein Tiger lief er in der Dunkelheit umher, 
raufte sein Haar, schlug mit den Fäusten gegen die 
Eisentür, schrie die blutigsten Drohungen gegen die 
Regierung an die stumpfen Wände, schwur der ın- 
famen Gewalttat der Polizei die unmenschlichste 
Rache. Keiner hörte ihn. Endlich gegen Morgen 
brach er auf der Pritsche bewußtlos zusammen. — 
Nach drei Tagen wurde er gegen eine Kaution ent- 
lassen. Entstellt, verzerrt, fieberschlotternd saß er 
neben der Gräfin in der Droschke. Aber graniten 
raffte er sich zusammen. Jetzt wollte er nicht zu- 
sammenbrechen. Der „Sturm auf Berlin“ war ab- 
geschlagen. Ja. Aber nicht kraft des Geistes der 
Gegner, sondern durch heimtückische Gewalt. Das 
war nicht seine Niederlage, das war eine Schmach 
für die andern. Die Berliner Arbeiter würde er 
nicht gewinnen, das erkannte er. Das waren keine 
leicht entflammbaren Söhne des Rheinlandes. 
An ihrer Spitze würde er nicht vor das Palais 
des Ministerpräsidenten ziehen. Gut, dann ging er 
auch fernerhin allein, nur auf sich und seine Kraft 
gestellt, in die Wilhelmstraße,
	        
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