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Sie haben den Schurken verhaftet, diesen Knecht
der Reaktion, der unsere Sache verrät und uns ver-
führen will. Hoch Schulze-Delitzsch !*“
Und die aufgesammelte Erregung tobte sich
aus in wutgeifernden Hochrufen auf Lassalles töd-
lichsten Feind.
Lassalle war wie ein Stück Vieh, das man zur
Schlachtbank reißt, in eine Droschke geworfen und
nach der Stadtvogtei am Molkenmarkt geschleppt
worden.
Brutal warf man den kranken Mann in ein
kaltes feuchtes Loch.
Wie ein Tiger lief er in der Dunkelheit umher,
raufte sein Haar, schlug mit den Fäusten gegen die
Eisentür, schrie die blutigsten Drohungen gegen die
Regierung an die stumpfen Wände, schwur der ın-
famen Gewalttat der Polizei die unmenschlichste
Rache. Keiner hörte ihn. Endlich gegen Morgen
brach er auf der Pritsche bewußtlos zusammen. —
Nach drei Tagen wurde er gegen eine Kaution ent-
lassen. Entstellt, verzerrt, fieberschlotternd saß er
neben der Gräfin in der Droschke. Aber graniten
raffte er sich zusammen. Jetzt wollte er nicht zu-
sammenbrechen. Der „Sturm auf Berlin“ war ab-
geschlagen. Ja. Aber nicht kraft des Geistes der
Gegner, sondern durch heimtückische Gewalt. Das
war nicht seine Niederlage, das war eine Schmach
für die andern. Die Berliner Arbeiter würde er
nicht gewinnen, das erkannte er. Das waren keine
leicht entflammbaren Söhne des Rheinlandes.
An ihrer Spitze würde er nicht vor das Palais
des Ministerpräsidenten ziehen. Gut, dann ging er
auch fernerhin allein, nur auf sich und seine Kraft
gestellt, in die Wilhelmstraße,