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XVII.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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Doch die Frau ruhte nicht. Sie bat und bettelte 
und drängte, bis er endlich die Mütze vom Riegel 
nahm. Noch in der Tür knurrte er: „Solch’n Blöd- 
sinn! So ’n hanebüchener Blödsinn! Wenn so "n 
Weib sich was in’n Bregen gesetzt hat!“ 
Und ärgerlich schritt er der Potsdamer Straße 
zu. Denn Lassalle war wieder einmal umgezogen. 
Aber bald siegte seine Gutmütigkeit über den 
Grimm auf die Frau, die ihn im Grunde trotz ihrer 
scheinbaren Sanftmut kräftig beherrschte. Es war ja 
alles Unsinn. Aber wenn er ihr nicht die Gewißheit 
brachte, gab sie die ganze Nacht keine Ruhe. Er 
kannte das. Na, er würde Lassalle wegen der Ver- 
sammlung vom 22. fragen. Ausreden gab es ja genug. 
Schön. Die Alte sollte wieder mal ihren Willen 
durchsetzen. Wie übrigens immer. 
Ergeben ging er rasch dahin, um noch vor 
Toresschluß das Haus zu erreichen, und sang laut in 
die Stille der Winternacht vor sich hin: 
„Mann der Arbeit, aufgewacht 
Und erkenne deine Macht! 
Alle Räder stehen still, 
Wenn dein starker Arm es will!“ m — 
„Sie haben heute wieder den ganzen Abend von 
dir gesprochen,“ erzählte Hedwig, sich auf seinen 
Knien schaukelnd. „Und Loewe meinte, mit Bis- 
marck das würde nichts.“ 
„So,“ lachte Lassalle und wiegte sie sorglos 
in den Armen. „So? Also mit Bismarck ist nichts? 
Nun, Loewe muß es ja wissen. Aber, weißt du, Kind- 
chen, sprechen wir von was anderem! Du bist doch 
meine frohe Ruhepause im Sturm meiner Arbeit. Er- 
zähl' mir was Lustiges. Mach’ noch mal euren 
Reisenden Stein nach. Das machst du zu drollig.“
	        
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