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tische Stellung und die meinige mir nicht gestattet,
viel mit ihm zu verkehren. Aber ich würde mich
freuen, einen Mann von dieser Begabung und geist-
reichen Natur als Gutsnachbar zu haben.‘
Und mit splitterndem Kiele warf er seinen
Namen unter die Urkunden. —
Lassalle aber ging hoch erhobenen Hauptes
an dem verblüfften Kammerdiener und dem stramm-
stehenden Portier vorbei, mit wohlwollend herab-
lassendem Gruße. Dann sprang er in eine Droschke.
Heim, heim zur guten Gräfin, die fieberhaft des
Ergebnisses harrte! Ah, sie würde staunen. Wie
er auf seine Ausführungen gehorcht hatte! Sapper-
ment ja, das war ein Zuhörer, Wie die dichten
Brauen zuckten im Begreifen!
Er warf dem Droschkenkutscher einen Taler
hin und rannte ins Haus. Der Mann besah das
Geldstück, besah den Rücken des davoneilenden
Fahrgastes, schüttelte den Kopf und fragte seine
treue Lebensgefährtin, die alte Schimmelstute: „Ver-
stehste det, Laura?“ Die schüttelte den greisen
Schweif.
Lassalle stürzte ins Arbeitszimmer, schwenkte
den Zylinder und rief: „Ein entzückender Mensch,
dieser Bismarck, So etwas burschikos Liebens-
würdiges! Es war die unterhaltsamste Stunde
meines Lebens.‘
„Und der Erfolg?“ drängte Sophie Hatzfeld.
„Die Festung hat noch nicht kapituliert,‘“ berichtete
er freudebetört. „Das wäre auch etwas zu viel ver-
langt. Aber breite Breschen habe ich in die Um-
fassungsmauern geschossen. Beim nächsten Sturm