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„Sie werden es einführen müssen, Exzellenz,‘“
rief er überlegen lächelnd. „Wir können mit offenen
Karten spielen. Es ist die stärkste Diplomatie, die
ihre Berechnungen mit keiner Heimlichkeit zu um-
geben braucht, weil sie auf erzene Notwendigkeit
gegründet sind. Und so sage ich Ihnen denn: ehe
ein Jahr vergangen ist, werden Eure Exzellenz die
Rolle Robert Peels gespielt und das allgemeine
direkte Wahlrecht oktroyiert haben.‘
Er warf den Kopf stolz zurück.
Bismarck rückte näher an den Tisch, stützte
den Ellenbogen auf die Tischplatte, legte das Ohr
in die Hand und horchte gespannt auf diese be-
herzte Sprache, die er nie in seiner Welt noch
gehört.
„Die Staatsregierung,‘ sprach Lassalle mit gut
gespielter Nonchalance weiter, „wird die Rolle Sir
Robert Peels spielen, sage ich, und zwar aus dem
sehr einfachen Grunde, weil ihr gar nichts anderes
übrig bleibt.“
Bismarck rückte den Kopf noch weiter vor.
„Nichts anderes,‘ erhärtete Lassalle lächelnd.
„Ein nicht beizulegender, tödlicher Kampf ist zwi-
schen dem Königtum und der Bourgeoisie entbrannt.
Wer von beiden weicht, ist verloren! Das König-
tum kann einer Clique nicht weichen, aber ebenso-
wenig kann es andererseits die unregelmäßigen Zu-
stände verewigen, die wir jetzt haben.“
„Weiter,“ bat Bismarck mitgerissen.
„Es ist daher,“ erklärte Lassalle mit immer
echterer Überlegenheit, „ein Kampf ohne Ausweg
und Ende, denn es ist ein Kampf von zwei Gegnern,
von denen jeder unbesiegbar ist für den andern in
seinem eigenen Lager!“