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XVI.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

340 — 
„Sie werden es einführen müssen, Exzellenz,‘“ 
rief er überlegen lächelnd. „Wir können mit offenen 
Karten spielen. Es ist die stärkste Diplomatie, die 
ihre Berechnungen mit keiner Heimlichkeit zu um- 
geben braucht, weil sie auf erzene Notwendigkeit 
gegründet sind. Und so sage ich Ihnen denn: ehe 
ein Jahr vergangen ist, werden Eure Exzellenz die 
Rolle Robert Peels gespielt und das allgemeine 
direkte Wahlrecht oktroyiert haben.‘ 
Er warf den Kopf stolz zurück. 
Bismarck rückte näher an den Tisch, stützte 
den Ellenbogen auf die Tischplatte, legte das Ohr 
in die Hand und horchte gespannt auf diese be- 
herzte Sprache, die er nie in seiner Welt noch 
gehört. 
„Die Staatsregierung,‘ sprach Lassalle mit gut 
gespielter Nonchalance weiter, „wird die Rolle Sir 
Robert Peels spielen, sage ich, und zwar aus dem 
sehr einfachen Grunde, weil ihr gar nichts anderes 
übrig bleibt.“ 
Bismarck rückte den Kopf noch weiter vor. 
„Nichts anderes,‘ erhärtete Lassalle lächelnd. 
„Ein nicht beizulegender, tödlicher Kampf ist zwi- 
schen dem Königtum und der Bourgeoisie entbrannt. 
Wer von beiden weicht, ist verloren! Das König- 
tum kann einer Clique nicht weichen, aber ebenso- 
wenig kann es andererseits die unregelmäßigen Zu- 
stände verewigen, die wir jetzt haben.“ 
„Weiter,“ bat Bismarck mitgerissen. 
„Es ist daher,“ erklärte Lassalle mit immer 
echterer Überlegenheit, „ein Kampf ohne Ausweg 
und Ende, denn es ist ein Kampf von zwei Gegnern, 
von denen jeder unbesiegbar ist für den andern in 
seinem eigenen Lager!“
	        
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