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XVI.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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„Ja,“ lachte Bismarck auf, „aber wie kriegen 
Wwir’s ?* 
Lassalle beugte sich vor, seine Augen funkelten. 
„Oktroyieren Sie es!“ 
Bismarck wurde sekundenlang steinern ernst. 
Doch sofort hatte er sich wieder in seiner lächeln- 
den Gewalt. „Das hieße den Eid brechen, den der 
König auf die Verfassung geschworen hat.“ 
Lassalle erhob sich heftig. „Scheuen Sie davor 
zurück !** 
„Ich vielleicht nicht, doch Seine Majestät. Aber 
behalten Sie doch Platz, Herr Doktor.‘ 
Lassalle überhörte die Einladung. „So be- 
stimmen Sie Seine Majestät I“ 
Bismarck zuckte die breiten Schultern. „Der 
König sieht sich gebunden und wird nie seine Zu- 
stimmung zu einem Verfassungsbruch geben. Aber 
setzen Sie sich doch, Herr Doktor. Ihre Zigarre 
brennt wohl nicht recht? Bitte, nehmen Sie eine 
andere.“ 
Mechanisch griff Lassalle in das Kistchen. 
„Ist es kein Verfassungsbruch,‘“ hielt er ver- 
wegen dem Minister entgegen, „ohne Bewilligung 
der Kammer die Kosten der Heeresreform zu ver- 
ausgaben ? 1“ 
„Sie werden nicht erwarten,“ lächelte Bismarck, 
„diese Frage von mir bejaht zu hören.‘ 
Da riß Lassalle die ganze Kraft seines Geistes 
zusammen, dem Manne da, an dessen liebenswür- 
diger Heiterkeit er immer wieder abprallte, mit der 
überzeugenden Eindringlichkeit seiner Dialektik zu 
beweisen, daß die Oktroyierung des allgemeinen, 
direkten Wahlrechtes keinen Verfassungsbruch be- 
deute. ‘ 
z0*
	        
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