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Die Gräfin hatte er telegraphisch aus Florenz nach
Luzern berufen.
Deutschland aber hallte wider von dem Spott-
gelächter der Feinde über den Befreier des Prole-
tariats, der „in die Bäder reiste‘ und dieses Vor-
haben mit autokratischer Wichtigkeit seinem Volke
verkündete,
XV.
Er war mit der Gräfin in der Schweiz gewesen,
doch sie wußte keinen Rat. Sie hatte all die un-
endliche, in der Einsamkeit bei Ludmilla Assing
aufgestaute Liebe und Zärtlichkeit über ihn nieder-
strömen lassen, hatte sein müdes Haupt gehegt und
betreut mit überrauschender Innigkeit. — Doch Rat
wußte sie nicht. Und auch die Berge wußten ihn
nicht. Sie ragten hoch, starr und unerschütterlich,
mit der Gelassenheit der Äonen in den blauen
Himmel, und die unnahbar stolzen Firne blickten
kalt und verächtlich hernieder auf die verzweifelt
tragenden Augen dieses Titanenmenschleins.
Da floh er mit der Gräfin an die See.
Nach Ostende. Die Stimme des Meeres wollte
er hören, in ihrem Ewigkeits-Raunen den Rat
erlauschen.
Er mied die bewegte Welt des Modebades,
Stundenlange Wanderungen machte er einsam an
der Digue hin, auf Middelkerke, auf Westende zu,
in der fallenden Nacht. Und in seiner Rocktasche
knatterten aufscheuchend die Briefe Dr. Dammers,
mit dem er pflichtgetreu rege Verbindung hielt.