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II.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

ML 
Ich bin mit einem Schlage unter die ersten Gelehrten 
Deutschlands, ja Europas gerückt.“ 
Er warf den Kopf stolz und eitel zurück. 
Da sagte Marie gut und ernst: „Du bist ein 
Kind, Ferdinand.“ 
Erstaunt fuhr er zu ihr herum. „Ein Kind! 
Wieso ?* 
„Weil alle Genies im Grunde ihres Gemütes 
Kinder sind. Deshalb. Aber es hat bei dir noch 
seine schlimme Seite. Niemand wird es dir sagen, 
wenn nicht deine beste Freundin. Du schadest dir, 
Liebster, mit dieser —*“ sie suchte nach einem Worte 
und sagte endlich mutig — „kindischen Eitelkeit,“ 
Eine flüchtige Röte strömte in sein scharfes 
bleiches Gesicht. Eine Weile war tiefe Stille in 
dem geräumigen Zimmer. Nur die Marmoruhr auf 
dem Kamin tickte dreist und beherrschend. Lassalle 
spielte mit dem Federmesser. Endlich sagte er, und 
mußte sich räuspern, denn die Stimme war rauh: 
„Ich weiß es.“ 
„Bist du mir böse?“ fragte sie innig. 
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Marie. Ich 
weiß es ja selbst. Ich suche dagegen zu kämpfen, 
vergeblich. Meine Erziehung ist daran schuld und 
mein Lebensgang. Daheim im Elternhause hat 
man mich mit vierzehn Jahren als Erwachsenen be- 
handelt. ' Ich habe das ganze Haus beherrscht, die 
schwierigsten Familienangelegenheiten autoritativ 
entschieden. Und dann später. Wie hat Heine mein 
Selbstbewußtsein gekitzelt, als ich ihn 1844 in Paris 
besuchte! Ich könnte dir Briefe von ihm zeigen! 
Ich wünschte, du könntest einmal den Brief sehen, 
den er mir damals als Empfehlungsschreiben an
	        
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