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Hause, des Nachts — wenn ich darüber grüble,
dann verflattern deine triftigsten Gründe — ich sehe
nichts — nichts —.“
Sie schüttelte den blonden Kopf.
Flehend, hilflos sah sie zu ihm hinüber.
„Dann werde ich es dir noch einmal ausein-
andersetzen,‘“ grollte er nervös. Er reckte seine hohe
Gestalt, bohrte die Daumen in die Armlöcher der
Weste und sprach eindringlich: „Marie, du weißt,
daß ich ein Leben voll Kampf vor mir habe. Die
da draußen, die über mein früheres Leben geheim:
nisvoll klatschen, und jene, die über meinen Heraklit
jubeln, — was wissen die von meinen großen
Planen! Aber du, du weißt es. Dir habe ich es
tausendmal gebeichtet. Ich bin nicht von jenen, die
in den Niederungen bleiben. Ich will hinauf zu den
Gipfeln der Menschheit. Ich werde hinaufklimmen
Ich fühle es hier drinnen in der Brust, habe es
in meinen Knabenträumen, in meinen Jünglings-
stürmen gefühlt, fühle es heute als Mann stark und
verheißend wie je. Weißt du das nicht, Marie?!“
Er blieb dicht vor ihr stehen, legte die Hand
unter ihr Kinn und hob ihren Kopf dem Lichte zu.
„Ich weiß es,“ sagte sie leise, „und deshalb
liebe ich dich.“
„Wenn du das weißt,“ sprach er weiter, „wirst
du einsehen, daß das Leben eines solchen Mannes
auf der Spitze eines Vulkans gebaut ist. Es wird
ungeheure Kämpfe geben, wenn ich in die Arena
hinabspringe. Meine Freiheit, mein Vermögen, mein
Leben wird bedroht sein. Ein solcher Mann fesselt
eines Weibes Schicksal nicht an sein ehernes Los.“
„Ein Weib, das diesen Mann liebt,“ sagte sie
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