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ihre Glieder und trug sie hocherhoben die Treppe
hinab.
„Nein,“ bekannte sie gelassen. „Ich bin es
gewöhnt, auf Händen getragen zu werden.‘“ Wie
eine Wildkatze hing sie an seinem Halse und preßte
den Leib an seine Brust. Unten im Hausflur setzte
er sie nieder und küßte sie keck auf den gierigen
feuchten Genießermund. Sie verbiß die Zähne in
seine Lippen, daß. ihm das Blut heraussprang.
Und als sie dann Arm in Arm durch die Straßen
wanderten, erzählte sie ungeniert von ihrem wilden
Leben in Nizza, wo sie einen jungen russischen See-
kadetten, Paul von Krusenstern, geliebt hatte —
ah, geliebt! Sie ließ die schweren Lider halb herab-
sinken in einer schamlosen, vergehend wollüstigen
Erinnerung. Es war Lassalle, als atme ihm plötzlich
eine beklemmende Schwüle mänadischer Ekstase
von ihrem üppig straffen jungen Busen zu. Er legte
den Arm um ihren Leib, der sich weich und lebendig
unter dem Jackett bewegte.
Da lachte sie auf. „Ach, und in Tegernsee!
Da nannten mich alle „Die Nixe vom Tegernsee |“
„Du scheinst schon recht bunt erlebt zu haben,“
erriet Lassalle,
Sie reckte den Körper unter dem Druck seines
Armes. „Ja,“ dehnte sie sich, „ich will auch nicht
dasitzen und zusehen, bis ich in die Ehe hinein
torkele. Ich will leben und genießen und mich hin-
geben und nehmen!“ Sie krallte die Finger wie
Raubtierfänge.
„Das sind lobenswerte Grundsätze,“ billigte
Lassalle. „Wann darf ich auf deinen Besuch rech-
nen? Ich wohne Bellevuestraße 13.‘ Sie überlegte.
„Es wird nicht gehen. Ich bin hier zu Besuch