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VIII.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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Diesen Ausgangspunkt müssen Sie ganz klar er- 
fassen, meine Herren.“ 
Man sah dem alten intelligenten Arbeiter die 
harte Denkarbeit an. „Sprechen Sie nur weiter,‘ 
bat er, „ich folge,‘ 
Langsam, eindringlich legte Lassalle den beiden 
Männern die Wucht dieses Gesetzes dar. 
„Aber das alles ist ja so klar wie dicke Tinte“ 
stellte Klingbeil plötzlich erstaunt fest. „Da haben wir 
ja mit einemmal den Schlüssel zu unserem Elend.“ 
„Ja,“ lächelte Lassalle, „den haben Sie nun in 
der Hand. Ich freue mich, wie Sie ihn gleich ge- 
packt haben. Dieses Lohngesetz sagt alles. Es be- 
weist klipp und klar, daß, solange es waltet, der 
Arbeiter niemals mehr erhalten kann als das, was 
er zum nackten Leben braucht. In alle Ewigkeit 
hinein nicht.“ 
Die beiden Männer sahen sich an und nickten 
schwer und bedeutungsvoll. 
Lassalle schritt weiter. „In diesem Gesetz liegt, 
wie in einem riesigen Pulverturm, ein Sprengstoff 
aufgehäuft, der die moderne Gesellschaft zertrüm- 
mern muß, wenn ein Feuerfunken hineinfliegt. 
Ah, die Bourgeoisie stellt ihre Wächter vor den 
Turm, daß kein Arbeiterauge den gefährlichen Zünd- 
stoff erblickt! Denn in diesem Gesetz brütet eine 
solche hoffnungslose Verzweiflung, die Ewigkeit des 
Elends ist so aufpeitschend, daß die gequälten Ar- 
beiterseelen wie Feuergarben aufprasseln müssen, 
wenn einmal die furchtbare Tiefe ihres Jammers 
sich sichtbar vor ihnen aufkluftet. Dann muß der 
Brand den Pulverturm in die Luft sprengen und das 
Bourgeois-Unternehmertum unter seinen Trümmern 
begraben. Das weiß sie und hütet die Kraft dieses 
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