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Diesen Ausgangspunkt müssen Sie ganz klar er-
fassen, meine Herren.“
Man sah dem alten intelligenten Arbeiter die
harte Denkarbeit an. „Sprechen Sie nur weiter,‘
bat er, „ich folge,‘
Langsam, eindringlich legte Lassalle den beiden
Männern die Wucht dieses Gesetzes dar.
„Aber das alles ist ja so klar wie dicke Tinte“
stellte Klingbeil plötzlich erstaunt fest. „Da haben wir
ja mit einemmal den Schlüssel zu unserem Elend.“
„Ja,“ lächelte Lassalle, „den haben Sie nun in
der Hand. Ich freue mich, wie Sie ihn gleich ge-
packt haben. Dieses Lohngesetz sagt alles. Es be-
weist klipp und klar, daß, solange es waltet, der
Arbeiter niemals mehr erhalten kann als das, was
er zum nackten Leben braucht. In alle Ewigkeit
hinein nicht.“
Die beiden Männer sahen sich an und nickten
schwer und bedeutungsvoll.
Lassalle schritt weiter. „In diesem Gesetz liegt,
wie in einem riesigen Pulverturm, ein Sprengstoff
aufgehäuft, der die moderne Gesellschaft zertrüm-
mern muß, wenn ein Feuerfunken hineinfliegt.
Ah, die Bourgeoisie stellt ihre Wächter vor den
Turm, daß kein Arbeiterauge den gefährlichen Zünd-
stoff erblickt! Denn in diesem Gesetz brütet eine
solche hoffnungslose Verzweiflung, die Ewigkeit des
Elends ist so aufpeitschend, daß die gequälten Ar-
beiterseelen wie Feuergarben aufprasseln müssen,
wenn einmal die furchtbare Tiefe ihres Jammers
sich sichtbar vor ihnen aufkluftet. Dann muß der
Brand den Pulverturm in die Luft sprengen und das
Bourgeois-Unternehmertum unter seinen Trümmern
begraben. Das weiß sie und hütet die Kraft dieses
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