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VIII.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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er sie aufmerksam. Sehr hübsch, entschied er wohl- 
wollend, sehr hübsch. Richtiger Berliner Typ. 
Da entschuldigte Frau Klingbeil hastig: „Wir 
können ja hinausgehen.‘ 
„Aber bitte!“ wehrte Lassalle. 
„Wo willst du denn hin, Mutter!“ bedachte der 
Mann. „Wir haben nämlich nur diese eine Stube,“ 
belehrte er, „und da hinten eine kleine Kamurke, 
wo die Jöhre schläft.“ 
Die „Jöhre‘“ schnitt ein vorwurfsvolles Gesicht, 
„Ich meine natürlich die Dame dort,“ verbesserte 
lachend der Vater. „Aber nun legen Sie mal los, 
Herr!‘ 
Er kreuzte die Arme über dem blauen Arbeits- 
kittel und ward ganz gespannteste kritische Auf- 
merksamkeit. 
„Ich sagte bereits,“ hob Lassalle an, „daß mir 
die Einzelheiten meines Programms, ja der Schlüssel 
des ganzen Planes noch nicht klar sind. Meine 
Reformvorschläge, die ich Ihnen nur in ganz großen 
Linien zeichnen kann, zerfallen in politische und 
soziale. Die Arbeiter müssen zunächst eine neue poli- 
tische Partei konstituieren. Sie dürfen nicht länger 
am Gängelband der liberalen Partei einhertorkeln.“ 
„Sehr gut,“ brummte Klingbeil. 
„Der Arbeiterstand muß sich als selbständige 
politische Partei konstituieren.“ 
Die beiden Männer steckten aufhorchend die 
Köpfe vor. 
„Die Vertretung des Arbeiterstandes in 
den gesetzgebenden Körpern Deutschlands — 
dies ist es allein, was in politischer Hinsicht seine 
jegitimen Interessen befriedigen und seine sozialen 
Forderungen durchdrücken kann. Also: los von 
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Schirokauer, Lassalle,
	        
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