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VIII.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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in Gersons Modebazar und ‘hatte manchen frech 
bewundernden Blick aus Männeraugen aufgefangen, 
wenn sie in ihrem netten, gutsitzenden Kleide den 
weiten Weg zum Geschäft durcheilte. 
Doch Lassalle beachtete sie kaum, so sehr sie 
auch seine Aufmerksamkeit einzufangen suchte. Der 
schöne Mann gefiel Fräulein Hedwig Klingbeil. 
Denn sie war voll der flotten Lebenslust, die ein er- 
bauliches Erbteil der hübschen Berliner Bazarfräu- 
lein geblieben ist. 
„Also,“ begann Vater Klingbeil in seiner lang- 
sam wägenden Art, „Sie wollen die Lage von uns 
Arbeitern bessern? Das ist ja sehr schön.“ Es 
klang ein wenig zweifelnd. 
„Vielleicht,“ wandte Loewe sich höflich an Las- 
salle, „darf ich erst einige Worte zu Ihrer Einfüh- 
rung sagen. Herr Dr. Lassalle, mein lieber Kling- 
beil, ist —*"“ er lächelte Lassalle zu — „ich habe seit 
unserer ersten Begegnung öfter Ihren Namen ge- 
hört — Herr Doktor ist einer unserer ersten Berliner 
Gelehrten.‘ 
Vor Hochachtung entfielen der guten Frau 
Klingbeil etliche Maschen. Hedwig machte sich 
noch ein wenig bemerkbarer durch Rücken mit 
ihrem Stuhle, Vater Klingbeil nickte. 
„Er hat auch 1848 wacker gestritten und ist 
sogar wegen Aufforderung zur Waffengewalt bestraft 
worden,“ 
Frau Klingbeil blickte ganz bang, Hedwig rief: 
„Ach nee!“ 
Lassalle lachte. „Doch. Sie haben meine Ver- 
gangenheit ja gründlich sondiert, lieber Loewe.‘ 
„Das weiß fast jeder in Berlin,“ entschuldigte 
er. „Ich habe auch vernommen, daß Sie neun Jahre
	        
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