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VIII.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

196 — 
zittert die Bourgeoisie vor diesen Arbeiterbataillonen, 
und aus Furcht, aus ganz gemeiner Furcht sucht 
sie die schlummernde Bestie am Kleinkindergängel- 
band und unter der Zuchtrute zu halten.“ 
„Das ist einfach nicht wahr!“ schlug Strasser 
mit der Hand auf den Tisch, daß die Gläser klirrten. 
„Aber, Strasser!‘ mahnte Marie. 
„Nun ja doch,‘“ erhitzte er sich immer mehr. 
„Da soll einem die Galle wohl nicht überlaufen! 
Man tut, was man nur kann, man rackert sich ab, 
den Leuten zu helfen, und dann wird es einem noch 
als Feigheit ausgelegt.“ 
„Ich zweifle keinen Augenblick,‘ lenkte Lassalle 
ein, „daß mancher Unternehmer es ehrlich meint. 
Indessen —“ Hier mischte Marie Strasser sich zum 
erstenmal in das Gespräch. 
„Um der Wahrheit die Ehre zu geben,“ ent- 
schuldigte sie scheu, „muß. ich bekennen, daß mein 
Vater neulich einmal geäußert hat, diese Bildungs- 
vereine seien ein Schutz dagegen, daß die Arbeiter 
als eine Partei gegen die Bourgeoisie ausgespielt 
würden, wie das in Frankreich doch geschehen ist!“ 
Strasser blickte die junge Frau entgeistert an. 
„Dein Vater mag ja solchen Anschauungen 
huldigen,‘“ sagte er erbittert. „Ich halte meine Vor- 
träge im Potsdamer Tor-Verein jedenfalls nicht aus 
Furcht, sondern aus Menschenliebe. Und‘“ — er 
wandte sein empörungsgerötetes Gesicht Lassalle zu 
— „wollen Sie etwa auch behaupten, Schulze- 
Delitzsch organisiere aus Furcht ?“ 
„Nein,“ gestand Lassalle ehrlich zu. „Ich kenne 
Herrn Schulze-Delitzsch zwar nicht persönlich. Aber 
aus allem, was ich von ihm höre und sehe, weiß
	        
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