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Zwei Kinder statt eines. Und hegen wollen wir dich
und dir das Leben hell und heiter machen.“
Ein rascher Blick dankte, doch die Tränen
quollen der starken Frau wieder sengend in die
Augen.
Nach Tisch gesellte man sich im Vestibül zu-
einander und beschloß einen Spaziergang in die An-
lagen. Die Gräfin schritt mit dem Gouverneur in
eifriıgem Plaudern. Die beiden Aristokraten sponnen
sofort mannigfache Anknüpfungsfäden weiter. In
einigem Abstand folgte Lassalle mit dem Mädchen.
Kaum waren sie allein, da fragte Lassalle mit
leiser vertraulicher Stimme: „Nun, was haben Sie
heute nacht geträumt, Sophie Adrianowna ? |“
„Nichts,“ lachte sie, „ich habe ausgezeichnet
geschlafen.‘
Da sagte er mit heißer erregter Stimme: „Ich
habe kein Auge geschlossen. Aber es war die
schönste Nacht meines Lebens.“
„Sie haben an Ihre Arbeiter gedacht?“
„Auch. Vor allem habe ich aber an das Beste
gedacht, was meiner Lebensaufgabe erblühen könnte.“
„Das wäre?“ fragte sie arglos verwundert.
Da atmete er heftig, die lebhaften Nasenflügel
zitterten, und ganz leise kam es: „Sie, Sophie Adria-
nowna I“
Sie zuckte zusammen, warf einen raschen Blick
auf den Mann neben ihr, nein, das hatte nicht ge-
klungen, als ob ein Frechling bösen Scherz mit ihr
treibe, sah sein arbeitendes Gesicht und senkte das
Haupt.
So schritten sie einige Augenblicke hin.