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VIII.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

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„Ich habe sie nie gehört,“ gestand er. „Doch 
Ihre Stimme klingt mir ins Ohr wie alte Erinnerung.‘ 
Sie lächelte nur und sagte: „Soll ich noch singen?“ 
„Ich bitte Sie sehr darum, mein Fräulein.“ 
Sie begann ein neues Lied. Doch mitten im 
Takte brach sie ab, schwang sich auf dem Dreh- 
sessel zu ihm herum und sagte mit einem neckenden 
Zucken um den großen klugen Mund: „Es ist kein 
Wunder, daß ich wieder hier bin.“ 
„Es ist manches ein Wunder, was man ver- 
nünftig erklären kann,‘ lächelte Lassalle. „Sie wer- 
den sagen, Sie hatten etwas in Aachen vergessen 
oder dergleichen. Kann das etwas von dem Wunder 
erhellen, daß ich Ihnen nun plötzlich gegenüber- 
sitze?‘ 
„Wir hatten die Absicht, über Brüssel nach 
Paris zu fahren,‘ gab sie Bescheid. „Doch in Brüssel 
fühlte Papa sich so elend, daß wir die Pariser Reise 
aufgaben und beschlossen, nach Rußland zurückzu- 
kehren. Hier wollen wir noch einen Tag rasten. Da 
in unserem Hotel kein Platz war, kamen wir hierher 
ins Hötel Grand Monarque. Voilh tout.“ 
„Und diese Verkettung bedauerlicher und be- 
glückender Zufälle soll kein Wunder sein!‘ scherzte 
Lassalle. „Ich habe damals gleich geahnt, daß wir 
uns wiedersehen würden.“ 
„Ich habe es nicht geglaubt,“ schüttelte sie 
die Haarkrone, die aufglänzte in ihrer schwarzblauen 
metallischen Schönheit. 
„War es nicht seltsam, wie wir uns dort auf 
der Straße begegnet sind!“ 
„Ihr Gesicht hat mich interessiert,‘ wich sie 
Kühl zurück.
	        
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