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nannten, er konnte nicht wie irgendein Wildling
hineinpatzen in das Bestehende. Seine Stellung in der
wissenschaftlichen Welt forderte ihre Verpflichtung.
Er mußte das, was er für seine Arbeiter tat, vor dem
Richtstuhle der Wissenschaft verantworten können.
Er kniff scharfdenkend die Augen zusammen. Wie
ließ es sich wissenschaftlich begründen, daß. dieses
neue Recht nun in der Welt galt? Daß es das alte
Recht der Besitzenden entrechtete? Die Macht schuf
das neue Recht. Gewiß. Aber dieses neue Recht
galt doch erst von heute an, da es entstanden war.
Es galt doch erst für die Zukunft. Entraffte es dem
Nachbar aber auch das, was er gestern noch kraft
seines alten Rechts besessen hatte?
Das war die große Frage, die sich vor seinem
wissenschaftlichen Gewissen auftürmte. Wirkt das
neue, von der Revolution geschaffene Recht zurück
auf das alte Recht, das vor der neuen Machtkata-
strophe gegolten hat? Oder galt es nur für die
neuen Tage? Durfte das neue Recht nur Erwerb von
Sondereigentum für die Zukunft verpönen, mußte es
aber haltmachen vor dem bereits erworbenen Eigen-
tum und mußte der kraft alten erworbenen Rechts
Besitzende, wenn er enteignet wurde, entschädigt
werden? Mußte das neue Recht vor den „er-
worbenen Rechten‘ ohnmächtig die Hände sinken
lassen?
Das waren die Fragen, die jählings aufragten.
Wie ein Gebirge verbauten sie ihm den Weg. Und
mit der alten wissenschaftlichen Heftigkeit ging er
daran, sich durch diesen sperrenden Wall seinen
Tunnel zu graben.
Er mußte eine befriedigende Lösung finden,
she er wieder freien Weg zu einem Ziele sah.