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Sie mir, das Ihrem Rufe als Gelehrter schadet.
Lassen Sie mich ausreden! Daß Sie damals als
junger Mensch für die bedrängte Frau eingetreten
sind und für sie zehn Jahre gekämpft haben, ehrt
Sie. Aber das Drum und Dran! Die Familienskan-
dale, in die Sie hineingerissen wurden, die Kassetten-
geschichte, die Kriminalprozesse, die sich daran ge-
knüpft haben, das Unglück des armen Dr. Mendel-
sohn und dann dieses — verzeihen Sie, wenn ich
ganz offen bin — dieses öffentliche Verhältnis mit
der so viel älteren Frau — —“
„Ich habe bereits 1848 vor den Geschworenen
in Köln gesagt, daß die Gräfin nur meine Freun-
din ist.“
Hedwig Dohms feines Näschen krauste sich.
„Das weiß ich. Jedermann in Deutschland hat Ihre
Verteidigungsrede gelesen. Aber Sie werden zu-
geben, daß diese Erklärung für Ihre Diskretion, aber
für nichts anderes spricht.“ Und rasch fuhr sie
fort: „Ich möchte diesen Punkt nicht weiter be-
rühren. Nur das will ich Ihnen sagen, lieber Freund:
wir alle, Dunckers und Stahrs und Lübkes und mein
Mann und ich, wir sind weiß Gott nicht prüde. Aber
ich glaube doch, daß wir diese Frau nicht bei uns
empfangen werden.‘
Da warf er den scharfgemeißelten Kopf heftig
zurück und stieß hervor: „Gut. Dann werden sich
unsere Wege trennen. Wer nicht für sie ist, ist
gegen mich.“
„Aber, lieber Freund,‘ beschwichtigte sie.
„Nicht doch immer gleich so ungestüm! Ich stelle
Ihnen das ja nur vor. Vielleicht geht sie doch
wieder nach Düsseldorf zurück.‘
„Nein,“ schüttelte er trotzig den Kopf. „Jetzt