Path:
VI.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

121 
Sie mir, das Ihrem Rufe als Gelehrter schadet. 
Lassen Sie mich ausreden! Daß Sie damals als 
junger Mensch für die bedrängte Frau eingetreten 
sind und für sie zehn Jahre gekämpft haben, ehrt 
Sie. Aber das Drum und Dran! Die Familienskan- 
dale, in die Sie hineingerissen wurden, die Kassetten- 
geschichte, die Kriminalprozesse, die sich daran ge- 
knüpft haben, das Unglück des armen Dr. Mendel- 
sohn und dann dieses — verzeihen Sie, wenn ich 
ganz offen bin — dieses öffentliche Verhältnis mit 
der so viel älteren Frau — —“ 
„Ich habe bereits 1848 vor den Geschworenen 
in Köln gesagt, daß die Gräfin nur meine Freun- 
din ist.“ 
Hedwig Dohms feines Näschen krauste sich. 
„Das weiß ich. Jedermann in Deutschland hat Ihre 
Verteidigungsrede gelesen. Aber Sie werden zu- 
geben, daß diese Erklärung für Ihre Diskretion, aber 
für nichts anderes spricht.“ Und rasch fuhr sie 
fort: „Ich möchte diesen Punkt nicht weiter be- 
rühren. Nur das will ich Ihnen sagen, lieber Freund: 
wir alle, Dunckers und Stahrs und Lübkes und mein 
Mann und ich, wir sind weiß Gott nicht prüde. Aber 
ich glaube doch, daß wir diese Frau nicht bei uns 
empfangen werden.‘ 
Da warf er den scharfgemeißelten Kopf heftig 
zurück und stieß hervor: „Gut. Dann werden sich 
unsere Wege trennen. Wer nicht für sie ist, ist 
gegen mich.“ 
„Aber, lieber Freund,‘ beschwichtigte sie. 
„Nicht doch immer gleich so ungestüm! Ich stelle 
Ihnen das ja nur vor. Vielleicht geht sie doch 
wieder nach Düsseldorf zurück.‘ 
„Nein,“ schüttelte er trotzig den Kopf. „Jetzt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.