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Züge. Und am Abend brachte er den angeblich
echten Stockknopf Robespierres in die Potsdamer
Straße zum Ersatz für die im „Straßenkampf“ zer-
splitterte elfenbeinerne Stockkrücke, Seitdem trug
Lassalle sein Leben lang mit Stolz diese kleine, in
Silber getriebene Abbildung der Bastille, und wenn
der Winter durch die Straßen fegte, hielt er oftmals
den Stock in den Sturm und fragte manchen guten
Freund: „Was erleben Sie in diesem geschichtlichen
Moment?“ Wenn dann der andere verdutzt drein-
blickte, erklärte er triumphierend: „Den Sturm auf
die Bastille.‘*
VL.
Noch immer bedrohte Lassalle die Ausweisung.
Der Aufenthalt in Berlin war ihm ‚wegen seiner
Betätigung im Revolutionsjahr, wegen der Auffor-
derung zur Steuerverweigerung und Organisation des
bewaffneten Widerstandes gegen die Regierung, nur
auf Widerruf gestattet worden. Infolge des Skandals,
den die öffentliche Schlägerei erregte, erfolgte der
Widerruf. Doch sein Mißgeschick ward ihm zum
Heile. Des braven Herrn Hirsch Mendelsohn Pro-
phezeiung ward Ereignis. Humboldt verwandte sich
für die Immediateingabe seines Schützlings beim
Prinzen Wilhelm, und nach einigem Zaudern wurde
dem „gefährlichen Menschen“ der Aufenthalt in
Berlin dauernd gestattet. Der Intendanturrat aber
wurde kassiert und erhielt Gelegenheit, ein langes
Jahr hindurch auf Festung die Technik des Indianer-
vampfes zu bebrüten.