„Nein,“ flüsterte ihr bleicher Mund. „Das ist gut,“
sagte befreit der Vater, „denn unter uns, ich weiß aus
guter Quelle, daß er nicht an Heiraten denkt.“ Und
ihr zärtlich die Wange streichelnd, nickte er trost-
reich: „Also überleg’ dir das mit Strasser. Ich will
dich nicht drängen. Du kannst es dir ruhig über-
legen. Strasser ist geschäftlich nach London gereist
und kommt erst in einigen Wochen zurück. Es eilt
also gar nicht. Nur eins bitte ich dich zu bedenken:
mir wäre es eine große Freude.“ Er ging zur Tür.
„Und dann,“ er blieb noch einmal stehen, „wenn du
meinst, du müßtest ihn erst noch besser kennen
lernen, dem stünde doch nichts im Wege. Ich würde
ihm das sagen und euch öfter euch überlassen.‘
Damit nickte er ihr ermunternd zu und ging.
Marie schritt langsam hinüber in ihr Lichtes
Zimmer. Das hölzerne Bett mit seinem Himmel
in strömendem Musseline, die zierlichen polierten
Möbel, die Rahmen der Bilder an der Tapete,
alles glänzte in schimmerndem Weiß. Die ein-
zigen ‘dunklen Stellen bildeten die Stiche selbst,
Es waren Huldigungen Mariens an ihren Lieblings-
helden, den jungen alten Fritz, und an seinen
Tempelbauer, den kleinen kahlköpfigen Meister
Adolf Menzel aus der Ritterstraße, dem sie oft auf
der Straße begegnete.
Da waren gute Holzschnitte der herrlichen
„Tafelrunde zu Sanssouci“, des „Konzerts bei Hofe‘,
„Friedrich der Große auf Reisen“, „Friedrich und
die Seinen bei Hochkirch‘“; da waren die teuer er-
standenen eben erschienenen „Versuche auf Stein
mit Pinsel und Schabeisen‘“ und jene lebensprühen-
den Holzzeichnungen „aus König Friedrichs Zeit‘.
Sonst, wenn sie ihr helles Zimmer betrat, zlitt