Path:
V.

Full text: Lassalle / Schirokauer, Alfred (Public Domain)

97 
habe ihn liebgewonnen. Ein kluger Mensch ist er, 
und für die Fabrik könnte ich mir keinen tüchtigeren 
Teilhaber wünschen.“ 
„Ich kenne ihn ja gar nicht,“ begann Marie ihre 
Abwehr. „Du kennst ihn nicht!“ Der Alte ließ das 
Streichholz sinken, mit dem er eben die Zigarre in 
Brand setzen wollte. „Du kennst ihn nicht?“ 
„Nein, Papa. Er hat doch nie mit mir ge- 
sprochen. Immer nur Geschäftliches mit dir.“ 
„Er hat doch oft genug über Kunst und Theater 
und alles Mögliche geredet, und du hast dich be- 
teiligt.‘“ Der Vater zog die Luft ein. Das Zigarren- 
ende glühte auf in rotem Kreise, 
„Ich habe nie in ihm einen Bewerber gesehen,“ 
gestand Marie zögernd. „Und ich kann auch keinen 
in ihm sehen.“ 
Der Alte schwieg und betrachtete stumm die 
glimmende Zigarre. Da sprang Marie auf, trat zu 
ihm, legte den Arm um seinen Nacken und heu- 
Chelte: „Ich mag noch nicht heiraten, Papa. Laß 
mich doch noch! Du brauchst mich ja auch.“ 
„Ich brauche einen Nachfolger.‘ sagte Krafft 
ernst. 
„Sieh mal,“ schmeichelte sie, „wer soll für das 
Haus hier sorgen ?“ 
Da schwieg der Alte. Eine Pause, schwer von 
bösen Erinnerungen, sank nieder. Sie dachten beide 
an die Frau, die vor langen, langen Jahren mit dem 
italienischen Sänger von ihren Pflichten und ihrer 
Liebe in Nacht und Nebel davongelaufen war. 
Endlich erhob sich Krafft. „Es ist doch nicht 
am Ende noch Lassalle, der meiner kleinen Marie 
im Kopf herumspukt?“ lächelte er mit kaum ver- 
borgener Sorge. Sie umkrallte die Stuhllehne, 
Schirokuuer. Lassalle. =
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.