Schlußbemerkung.
Die vorliegende Arbeit stützt sich auf ein Material, dessen Grund⸗
stock durch die stenographischen Berichte des Reichstags und preußischen
Abgeordnetenhauses, sowie ihre Anlagebände von den Jahren 1870
bis 1900 dargestellt wird. Die daraus gewonnenen Ergebnisse konnten
für die ßSoer und 9Oer Jahre durch Mitteilungen ergänzt werden,
die ich teils noch dem Verstorbenen selber, teils seinen Freunden ver⸗
dankte. Lieber hat mehrfach von Erinnerungen gesprochen, die er nieder⸗
schreibe. In seinem Nachlasse hat sich berufener Aussage nach nichts
derart vorgefunden. Vielleicht wären mir dagegen Teile des um—
fangreichen Briefwechsels zugänglich gewesen, den Lieber zeitlebens
führte. Ich habe mich darum nicht bemüht, weil ich aus einer ge—
nügenden Zahl von Proben wußte, daß Lieber seinen Briefwechsel
gern als Ventil für seine oft so impulsiven Stimmungen benutzte, über
die er im Parlament durch eine bewunderungswürdige Konzentration
seiner geistigen und Gemütskräfte fast stets die Herrschaft behauptete.
Unter diesen Umständen hätte die Heranziehung der Briefe, ohne daß
ein Ausgleich durch sonstige dokumentarische Ausbeute erwartet werden
durfte, nur die ohnehin nicht geringe Schwierigkeit erhöht, vor einem
weiteren Publikum das geistige Wesen, Bedingtheit und Umkreis der
Ideen, sowie die Politik dieses Parlamentariers darzulegen.
Um so dringender hätte ich gewünscht, meine Arbeit noch durch
eine Studie über Liebers Anteil an den Beratungen und Beschlüssen
der Budgetkommission des Reichstags vertiefen zu können. Es scheint
mir indessen, daß diese Studie sich nur schreiben ließe, wenn man sie
in ein Bild der Tätigkeit der gesamten Budgetkommission einzeichnete.
Dieses Bild ist noch nicht vorhanden, da noch niemand sich der Mühe
unterzogen hat, dem deutschen Volke eine Einsicht in die verfassungs—
politisch so überaus wichtige Arbeit dieser Reichstagskommission zu ver⸗
Spahn, Lieber.