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dem altpreußischen Staatsgeiste und dem demokratischen Organismus
des Reichs auszugleichen. Als 1894 nun gar Hohenlohe Reichs—
kanzler wurde, ein alter Mann, aber eine noch immer scharf gezeichnete,
kluge und ihr Machtbereich überwachende Persönlichkeit, schien es, daß
er durch seine Herkunft, seine an Erlebnissen und Berührungen reiche
Vergangenheit und seine maßvolle Gesinnung die beiden politisch ton⸗
angebenden Männer in Preußen und im Reich ergänzen, vor sie
treten und die Richtung angeben würde, auf die sie sich einigten. Tat⸗
sächlich aber wurden Hohenlohe und Lieber auf eine, Miquel auf die
andere Seite gedrängt. Anfangs folgten daraus versäumte Gelegen—
heiten, zum Schlusse arge Schäden. Denn in diesem persönlichen Streit
ward jenes tiefere, allgemeinere Mißverständnis rege erhalten und
doch zugleich verdeckt, zu dessen Überwindung Miquel und Lieber mehr
als andere berufen zu sein schienen: daß nämlich das Reich und
Preußen in ihrer Entwickelung nicht in einen Schritt kommen konnten.
Der leitende preußische Staatsmann zeigte sich längst nicht mehr im
Reichstag, der Zentrumsführer ergriff nur noch gelegentlich im Land—
lag das Wort. Mit der Session 189899 spitzte sich ihr Konflikt zu,
und er sollte den parlamentarischen Ereignissen des Jahres 1899,
dem Kampfe um das Erbe des vorigen Reichstags und um die An—
näherung Preußens an das Reich, das Gepräge verleihen.
Die erste Etatsdebatte des neuen Reichstags im Dezember 1898
belichtete die Lage und ihre Aussichten sofort, indem sie von ver—
schiedenen Seiten her unter das Zeichen der Reichsfinanzreform ge—
stellt wurde. Die inneren Bedürfnisse des Reichs erheischten sie.
Anderseits entschwand die beste der Gelegenheiten, Preußen fester als
bisher in die Reichsentwickelung zu verknüpfen, je länger man die
Reform hinzog. Preußen blieb bis zum Ende des Jahrhunderts über
die Gesundung seiner Finanzoerhältnisse in Sorge, und war in
ihrem Interesse bereit, die Organisation des Reichs stärken zu helfen,
obwohl den Finanzminister das Scheitern seines Entwurfs im Jahre
1894 persönlich gekränkt hatte. Benutzte der Reichstag den guten
Willen Preußens und verstärkten die großen volks- und wirtschafts
politischen Unternehmungen des Staats diesen guten Willen in der
nächsten Zeit, dann war der entscheidende Schritt der Annäherung
Preußens an das Reich vielleicht getan. Sonst kamen schon Jahre
in Sicht, da Preußen auch ohne die Hilfe des Reichs zu einer dauernden
Überschußwirhschaft zu gelangen vermochte und dann das Haushalts⸗