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Vierter Abschnitt. Russischer Handelsvertrag. Reichsfinanreform. Winter 1893/94

Full text: Ernst Lieber als Parlamentarier / Spahn, Martin (Public Domain)

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wirken zu lassen. Die frische Erinnerung an die inneren Schwierig- 
keiten des letzten Frühjahrs tat das übrige. Eine Teilung der Fraktion 
bei der Abstimmung über die Verträge ließ sich trotzdem nicht vermeiden; 
aber es lag wenig daran, wenn die Teilung nicht zum Bruche wurde 
und nicht den Fall der Verträge zur Folge hatte. 
Liebers Taktik bewährte sich. Gegen die Jahreswende wurden 
die Verträge mit Rumänien und Spanien angenommen; und Ende 
Februar, sofort bei der ersten Lesung des russischen Vertrags war 
der Zentrumsführer in der Lage zu erklären, daß seine Freunde „das 
Bedürfnis“ hätten und daß „es ihnen geglückt“ sei, trotz des Zwie— 
spalts, der in ihrer Meinung über die Handelspolitik des Reichs 
bestehe, „unter sich nicht in Zwietracht zu geraten“. Damit war das 
Schicksal der großen Vorlage und der Anteil des Zentrums daran 
entschieden. Lieber verwertete den Erfolg nach allen Seiten hin. Für 
die Zustimmung zum Vertrage war ihm vom Kanzler versprochen, 
daß die Staffeltarife, welche seit 1891 auf den preußischen Bahnen 
eingeführt waren, beseitigt werden würden; die westdeutsche Landwirt 
schaft konnte darin einen Ausgleich für die von ihr gefürchteten Schäden 
des Vertrags finden. Aber vorweg und darüber hinaus entwickelte 
er in der ersten Beratung ein ganzes Programm innerstaatlicher Für— 
sorge für die Landwirtschaft. Miquel nahm es alsbald im Namen 
der preußischen Regierung entgegen, weil sie „davon durchdrungen sei, 
daß es die Aufgabe der nächsten Jahrzehnte“ wäre, „mit voller Für— 
sorge und Aufmerksamkeit die Lage der Landwirtschaft nicht bloß zu 
beobachten, sondern auch wirklich für jede mögliche Abhilfe einzutreten“. 
Damit der brennendsten Sorge ledig, daß die Partei durch die agrarische 
Erhebung und die bayrisch-preußischen Meinungsverschiedenheiten ge— 
fährdet werde, widmete Lieber der Zukunft im Reiche programmatische 
AÄußerungen. Er streckte den Nationalliberalen und nächstdem der 
Rechten des Reichstags die Hand zur Zusammenarbeit hin. Am Tage 
vorher hatte Bennigsen im Reichstag über den sozialen Frieden ge— 
sprochen und seine Worte als sein politisches Testament bezeichnet. 
Auch er hoffe, sagte der Zentrumsführer, daß die wirtschaftspolitischen 
Mißstimmungen sich nicht verewigen würden. „Wir wissen, wie not⸗ 
wendig es ist, — wir brauchen ja nur nach der äußersten Linken zu 
sehen —, daß wir in den übrigen Angelegenheiten jetzt mehr noch 
als früher Hand in Hand gehen.“ Ein Bravo von der Rechten und 
aus der Mitte antwortete dieser Erklärung, die er am 14. und 16. März
	        
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