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Full text: Walter Leistikow / Cassirer, Paul (Public Domain)

Lichtes, zu dessen deutschen Dienern er fortan gehörte, war bei ihm 
ohne überschwengliche Leidenschaft, doch vollCharme. In feinem, wohl- 
klingendem und gemessenem Rhythmus äusserte sich der farbige Geist 
seiner Bilder. Leistikow unterlag nicht der Versuchung, deutsche Land- 
schaft mit französischen Augen zu sehen: in konzentrierten glücklichen 
Stunden malte er die hellsten seiner Bilder; es war in der Abschiedsstunde 
seiner Kunst. Er war noch einmal in den sommerlichen Grunewald 
geeilt, um dort am Herthasee in der Arbeit die Ruhe seiner Seele und 
Vergessenheit des Körperschmerzes zu finden. Hier gelangen ihm in 
wenigen Tagen vier Stücke von grosser Schönheit; er hat sich das Licht 
erobert, wie es die Dinge umformt und farbig abstuft und in Trans- 
parenz verklärt. Zumal die Seespitze im klaren Glanz der zögernden 
Nachmittagssonne; Ruhe, Gelassenheit; wie mahnende Resignation, 
die Hängeweide leis ihre Zweige spreitend über diese irdische Herrlich- 
keit. Es sind hier architektonische Gliederungen des Grün, wie man sie 
auf gewissen Bildern Pissarros findet. Und doch schlägt auf diesen 
letzten Bildern Leistikows lebhafter denn je das Herz der deutschen 
Landschaft. 
Als er den Traum seines Lebens austräumte, da hatte Leistikow 
auch in seiner Kunst das Wichtigste vollbracht. Er war gewohnt, in 
Bescheidenheit hinter seine Arbeit zurückzutreten. Nie hat man ein 
Wort einschätzenden Selbstgefühls aus seinem Munde gehört; er dachte 
nicht höher, eher geringer von seiner Kunst, als sie war. Er steht vor uns 
als die leibhaftige Selbstdisziplin, als ein grosses Muster künstlerischen 
Taktes. Darum behielt er auch sein Leben und sein Schaffen in der Hand. 
Erwarein Preusse, — von jener gesunden, gerade empfindenden, ehrlichen 
Art, die wie ein rocher de bronce sein kann. Die Person ist nunauf ewig 
hinter dem Werk verschwunden; das Werk aber ist ein lebendiger Ein- 
satz im Spiel der Kräfte, die der deutschen Kunst jetzt und in Zukunft 
den Fortschritt verheissen.
	        
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