Lichtes, zu dessen deutschen Dienern er fortan gehörte, war bei ihm
ohne überschwengliche Leidenschaft, doch vollCharme. In feinem, wohl-
klingendem und gemessenem Rhythmus äusserte sich der farbige Geist
seiner Bilder. Leistikow unterlag nicht der Versuchung, deutsche Land-
schaft mit französischen Augen zu sehen: in konzentrierten glücklichen
Stunden malte er die hellsten seiner Bilder; es war in der Abschiedsstunde
seiner Kunst. Er war noch einmal in den sommerlichen Grunewald
geeilt, um dort am Herthasee in der Arbeit die Ruhe seiner Seele und
Vergessenheit des Körperschmerzes zu finden. Hier gelangen ihm in
wenigen Tagen vier Stücke von grosser Schönheit; er hat sich das Licht
erobert, wie es die Dinge umformt und farbig abstuft und in Trans-
parenz verklärt. Zumal die Seespitze im klaren Glanz der zögernden
Nachmittagssonne; Ruhe, Gelassenheit; wie mahnende Resignation,
die Hängeweide leis ihre Zweige spreitend über diese irdische Herrlich-
keit. Es sind hier architektonische Gliederungen des Grün, wie man sie
auf gewissen Bildern Pissarros findet. Und doch schlägt auf diesen
letzten Bildern Leistikows lebhafter denn je das Herz der deutschen
Landschaft.
Als er den Traum seines Lebens austräumte, da hatte Leistikow
auch in seiner Kunst das Wichtigste vollbracht. Er war gewohnt, in
Bescheidenheit hinter seine Arbeit zurückzutreten. Nie hat man ein
Wort einschätzenden Selbstgefühls aus seinem Munde gehört; er dachte
nicht höher, eher geringer von seiner Kunst, als sie war. Er steht vor uns
als die leibhaftige Selbstdisziplin, als ein grosses Muster künstlerischen
Taktes. Darum behielt er auch sein Leben und sein Schaffen in der Hand.
Erwarein Preusse, — von jener gesunden, gerade empfindenden, ehrlichen
Art, die wie ein rocher de bronce sein kann. Die Person ist nunauf ewig
hinter dem Werk verschwunden; das Werk aber ist ein lebendiger Ein-
satz im Spiel der Kräfte, die der deutschen Kunst jetzt und in Zukunft
den Fortschritt verheissen.