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Die Innung von 1595-1681

Full text: Geschichte der Berliner Buchbinder-Innung / Berliner Buchbinder-Innung (Public Domain)

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werden. Er war verschwunden, und die Bemühungen, ihn auf— 
zufinden waren vergeblich. 
Inzwischen mochte wohl Reuschel das Vorhaben Dame's 
erfahren haben, er kam selbst um das Privilegium eines Hof— 
buchbinders ein, welches er am 22. August 1650 erhielt. 
In dieser Urkunde, die wörtlich mit der für Dame aus— 
zefertigten übereinstimmt, heißt es: 
Wir thun wissen, daß wir unsern lieben Martin 
Reuschel zu unserm Hofbuchbinder bestellt und an— 
zenommen, dergestallt, daß er Uns getrew und gehorsam 
seyn und alles dasjenige was wir ihm an Büchern zum 
Einbinden zustellen lassen werden, für aller andrer Ar— 
beit, so er hat, also, wie wir es haben wollen, mit 
allen fleiße sauber und gut, daß Wir unser gnädigstes 
Vergnügen daran haben können, verfertigen soll.“ 
Im ferneren wurde ihm gestattet, soviel Gesellen, als er 
nöthig habe zu halten, Jungen zu lehren und zugleich allerhand 
Bücher zu kaufen und zu verkaufen!). 
Reuschel verlegte nun seinen Wohnsitz nach Berlin, wo— 
selbst er auch zwei Jahre später 1653 das Bürgerrecht erlangte?). 
Er begegnete hier aber großen Schwierigkeiten seitens seiner 
Berufsgenossen; denn der in Wittenberg wieder aufgetauchte 
Dame, schmähte ihn dort vor dem handwerk und nannte ihn 
einen Schelm, der ihn, den Dame, aus der Hofarbeit gedrängt 
habe. Diese Schmähung wurde nach Berlin übermittelt und 
Reuschel auch hier vom Handwerk für bescholten erklärt. Der 
Scheltruf verfehlte seine Wirkung nicht; die Meister mieden den 
Umgang mit Reuschel und kein Geselle sprach ferner bei ihm 
um Arbeit an oder wurde ihm zugeschauet. 
) Gehr. Staatsarchiv. 
) Städt. Archiv. Bürgerbnch.
	        
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