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Reichel zu bedeuten haben, da er ja nur Guthe's Privileg,
nicht aber seine Buchhandlung übernommen habe. Die Meister
setzten es schließlich durch, daß Reichel den Handel mit schon
gebunden bezogenen Büchern wieder einstellen und sich darauf
beschränken mußte, rohe Exemplare zu verkaufen oder aber die—
selben hier einbinden zu lassen.
Der große Krieg wurde endlich 1648 durch den westphäli—
schen Frieden beendet. Friedrich Wilhelm hatte durch kluge
Politik in diesem Friedensschlusse seinem Lande einen bedeutenden
Zuwachs an LCand und Leuten gesichert. Er erhielt Länder, in
denen vor dem Kriege durch ihre geistlichen Herren bedeutende
Bücherschätze aufgesammelt waren, deren Reste zu sammeln und
vor weiterer Vernichtung zu bewahren, Friedrich Wilhelm es
sich zur Aufgabe stellte. Die Werke wurden nach Berlin ge—
schafft und mit den hier vorhandenen Büchervorräthen vereinigt!).
Schon kurze Zeit nach dem Friedensschlusse im Jahre 1650
wurde ein kurfürstlicher Bibliothekar in der Person Joachim
hübner's ernannt?).
Der Ruf von dem Unternehmen des Kurfürsten bewog den
aus Schweden gebürtigen Buchbindergesellen Joh. Dame sich
dem Fürsten als Hofbuchhinder anzubieten, umsomehr als in
Kölln nur zwei Buchbinder ansässig wären?s) und die Arbeit viel—
fach nach Spandau gegeben werden müsse, wo wie wir später
hören werden, Martin Reuschel (auch Reichel geschrieben)
aus Altenburg seine Werkstatt hatte. Das Privilegium für
Dame als Hofbuchbinder wurde unter dem 19. Juni 1650
ausgestellty, konnte jedoch dem Antragsteller nicht übermittelt
Wilken, Geschichte der Agl. Bibliothek.
Oelrichs Entwurf einer Geschichte der Kgl. Bibliothek.
3) Geh. Staatsarchiv. Es waren dies Johann Casimir Kalle und
dessen Tochternann Michael Vogt, der 1649 das Meisterrecht gewann.
M Geh. Staatsarchip.