206
erreichen, als die Innung, um den allzu zahlreichen Zufluß zu
hemmen, ihm aufgab, erst die Muthjahre Peseneckers und
Donats und dann noch deren Jungmeisterjahre abzuwarten,
ehe er daran denken könne, das Meisterrecht zu gewinnen. Auch
Wendland wendete sich gleich Pesenecker und Donat eben—
falls an den Uönig, während es die Buchbinder an Gegen—
vorstellungen nicht fehlen ließen. Es wiederholte sich die alte
Geschichte, die Buchbinder klagten über die schwere ZSeit, welche
drei Meister schon genöthigt hätte, Armenunterstützung nachzu—
suchen, daher jetzt Vermehrung der Meisterzahl gleichbedeutend
mit dem Ruin der Uebrigen sei, Wendland behauptete die
Zahl der Meister sei noch viel zu gering für eine so volkreiche
Stadt wie Berlin.
Hatte Wendland auch keine militärischen Verdienste auf—
zuweisen wie Pesenecker und Donat, so hatte er doch einen
Rückhalt in seinem Vermögen von 1000 Chalern, mit welchem
er außer Landes zu ziehen drohte, wenn ihm die Aufnahme
verweigert blieb.
Geld durfte nicht außer CLandes gebracht werden; der König
setzte daher durch seinen Machtspruch bei der Innung die Auf—
nahme auch dieses dritten Meisters durch.
Nach seiner ersten Muthung besann sich jedoch Wendland
eines Anderen und zog nach Ruppin, hielt sich aber auch dort
zur berliner Innung als Landmeister.
Daß bei allen Klagen der Meister doch einige ihrer Kollegen
in recht geachteten Stellungen sich befanden, zeigt das Beispiel
Chr. Jakob Reichardt, welcher 1719 den Rathsherrneid in
Rölln als Supernumerarius schwor!) und sich 1724 in einem
Protokoll über die Cossprechung eines Pergamenters als „Be—
stellter Rath und Stadt-Haubtmann“ bezeichnete.
)
Küster, Altes und Neues Berlin.