79
Notiz giebt an, daß die Innung, nachdem sie drei Meister hätten
annehmen müssen, den vierten freiwillig „aus Trotz“ aufge—
nonmen habe.
Um Streitigkeiten über das Junggesellenamt zu vermeiden,
wurde im November desselben Jahres 1708 beschlossen, daß sich
diejenigen Gesellen, welche in Berlin ausgelernt, und noch nicht
gewandert hätten, alle sechs Wochen im Junggesellenamt ab—
wechseln sollten, bei dem zuerst ausgeschriebenen Gesellen an—
fangend. Es ist diese Bestimmung, die Meister und Gesellen
gemeinsam trafen, Beweis dafür, daß das Wandern der Ge—
sellen sofort nach dem Cossprechen zum Vortheil der jungen
Leute seltener geworden war, und die weitere Ausbildung auch
hier am Ort gesucht wurde.
Nachdem die Innung hintereinander vier Meister gegen
den Wortlaut des Privilegs aufgenommen hatte, war sie darauf
hingewiesen, dem Pfuscherthum stärker auf die Finger zu sehen,
um dadurch wenigstens einigermaßen die Verstärkung der Meister—
zahl auszugleichen.
Am 2. Februar 1700 richtete die Innung ein höchst beweg—
liches Bittschreiben an den König dem Uebelstand des Pfuscher—
wesens abzuhelfen, in dem sie gleichzeitig ein höchst drastisches
Mittel vorschlugen. Sie verlangte, die Pfuscher sollten unter
das LNilitär gesteckt werden.
Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König
Allergnädigster Herr!
Ew. Königl. Majestät müssen wir in aller Unter—
thänigkeit beweglichst klagen, waßgestalt bey unserm
Gewerk sich verschiedene Fuscher von deutscher und fran—
zösischer Nation eingeschlichen, welche sich nicht scheuen,
Gesellen zu halten, ja gar Jungen zu lehren, und nimmt
die Verwegenheit dieser Leute dergestalt überhandt, daß
sie auch unsere Gesellen ungescheut an sich ziehen, denen
2 *