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VI. Die Kunsterziehung

Full text: Praktische Erziehungsarbeit im Fürsorgeheim "Am Urban" / Plass, Louis (Public Domain)

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Anteil von allen an dem Werke der Aufführung mitgearbeitet 
wurde, und wie die Gestalten des Stücks, die Symbole der Winter— 
nacht und des Frühlingswerdens, in den Gemütern lebten. Freilich 
fand ich eine Schar von Lehrern und Zöglingen vor, die seit 
Jahren daran gewöhnt war, das Jugendspiel zu pflegen. Ist 
es doch das besondere Ziel des Leiters dieser Anstalt, seinen 
Schutzbefohlenen soviel Lebensfreude wie nur möglich zu geben 
und neben der Arbeit ihrer freien, selbständigen Betätigung Raum 
zu schaffen.“ 
Vereinen, Anstalten, Schulen, Theatern sei aufs wärmste die 
Aufführung dieses Stücks empfohlen, das sowohl wegen seiner 
klassischen Sprache, szenischen Darbietungen und dramatischen 
Wirkung als auch wegen seiner symbolischen, echt poetischen Auf— 
fassung der Natur, die durch lebende Gestalten verkörpert wird, 
in hohem Maße künstlerisch wirkt. 
Das Kindertheater vermag beides zu bieten: Kunstgenuß und 
künstlerische Betätigung im mimischen Spiel, in der Herstellung 
der Kostüme, der Kulissen und der anderen Theaterrequisiten. 
Aber auch das künstlerische Werturteil wird durch gute 
Vorstellungen gefördert. Den Kindern wird am Tage nach 
der Aufführung Gelegenheit gegeben zu freimütiger Aussprache 
über das Geschaute und zur Kritik über die Leistungen der einzelnen 
Spieler und der gesehenen Stücke. Diese Unterhaltungen, die am 
zwanglosesten sich auf einem Spaziergange gestalten, geben dem 
Leiter der Jugendbühne wichtige Aufschlüsse über die Fassungs— 
kraft der kleinen Zuschauer und über die Wirkung der gespielten 
Stücke. 
Die Pflege der Musik in Gesang und kleinen instrumentalen 
Aufführungen ist schon bei der Schilderung der Jugendvereine 
gebührend gewürdigt worden. 
Alle diese in Unterricht, Arbeit, Spiel und Unterhaltung 
gepflegte künstlerische Betätigung, der künstlerische Schmuck der 
Klassen, Wohn- und Arbeitszimmer, alles das ist ein Stück häus— 
licher Kunstpflege, wie es auch im Heim des einfachsten Arbeiters 
geübt werden kann.
	        
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