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IV. Jugendvereine

Full text: Praktische Erziehungsarbeit im Fürsorgeheim "Am Urban" / Plass, Louis (Public Domain)

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dieser werden des öfteren Schießübungen veranstaltet. Als Ziel 
gelten meistens Schußscheiben. Alle Halbjahr veranstalten sie 
einmal ein Preisschießen mit Prämiierung der besten Schützen. 
An dem schon vorher erwähnten Turnfeste des Turnvereins findet 
das Königsschießen der Jugendwehr statt. Wer den besten 
Schuß getan hat, wird zum Schützenkönig ausgerufen und erhält 
für ein Jahr die Amtskette. Kinder, denen es an Selbstzucht 
und Willenskraft mangelt, gewinnen, wenn sie sich zur Teilnahme 
an den schwierigen Turnübungen nicht eignen, durch die Exerzier⸗ 
übungen ein gut Teil strammer Selbstzucht und Tatkraft. Der 
unser Anstaltsleben besonders charakterisierende Korpsgeist zeitigt 
bei den Kameraden der Jugendwehrkompagnie, die sich selbst 
in Disziplin halten und selbst kommandieren, die schönsten 
Blüten. Man sieht es den Augen der Kinder an, welch innere Be—⸗— 
friedigung und Stolz sie empfinden, wenn ihre Exerzierübungen 
„klappen“. 
Wer es erst damit probiert hat, den Jugendvereinen ein 
gewisses Maß von Selbstverwaltung zuzubilligen, der wird nicht 
wieder davon ablassen, weil er einerseits die Kinder dadurch an das 
Anstaltsleben fesselt, ferner sie durch die lebendige, tätige Anteil⸗ 
nahme an dem Gemeinleben der Anstalt mit ihren Interessen 
aufs innigste verknüpft, und weil sie die Einsicht in den Zu— 
sammenhang ihrer Interessen mit den übrigen lehrt, andererseits 
weil er diese autonome Selbstdisziplin als beste Handhabe der 
heteronomen Anstaltsdisziplin schätzen gelernt hat. Ohne erstere 
wird er schwerlich jene nachteiligen Wirkungen des Anstaltsdrills, 
der der Tod aller Selbständigkeit und freiheitlichen Bewegungen 
ist, von derselben fernhalten können. 
Der Jugendwehrkompagnie und dem Turnverein ist ein 
Trommler- und Pfeiferkorps angegliedert, welches ebenfalls 
mit militärischen Abzeichen versehen ist. Die Musiker stehen 
unter der Leitung eines Tambourmajors, welchen Posten ein 
Zögling, der fertig trommeln und flöten kann, bekleidet. Sie 
spielen mit einiger Sicherheit zwölf der wichtigsten Armee- und 
Parademärsche, z. B. den Zapfenstreich, den Marine-, Jäger-, 
Schützen⸗ Armeemarsch Nr. 1 und Nr. 101, Torgauer-⸗ und 
Preußenmarsch, die Pyritzpolka u. dgl.
	        
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