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III. Veredlung des jugendlichen Lebensgenusses

Full text: Praktische Erziehungsarbeit im Fürsorgeheim "Am Urban" / Plass, Louis (Public Domain)

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nachteilige hemmende Schranken auferlegt. Lauf-, Wett-, 
Ring-, Wurfspiele, Reigen und Gesellschaftsspiele wechseln in 
bunter Reihenfolge neben- und nacheinander ab. Hier wird die 
Phantasie der sexuell Verirrten von unreinen und unlautern Ge— 
danken abgelenkt, hier werden auch die Kräfte, Muskeln und 
Nerven des Körpers in Tätigkeit gesetzt, welche während des 
Unterrichts und der Arbeit noch nicht zur Entfaltung gelangt 
sind. Hier werden die trüben Geister des Mißtrauens, der Ver⸗ 
bitterung und des Unfriedens, mit denen die Zöglinge oft behaftet 
sind, überwunden und verscheucht. Hier erschließen sich die Herzen 
der Kinder den Erziehern und gewähren dem forschenden Auge 
des letzteren einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben und offen⸗ 
baren ihm seine besonderen Fähigkeiten, Vorzüge und Neigungen. 
— „Im munteren Bewegen werden alle Kräfte kund.“ — Als 
härteste Strafe wird es empfunden, wenn ein Zögling wegen 
mangelhafter Leistungen und Fleißes in der Schule von diesem 
Spiel auf 3/4 Stunde ausgeschlossen wird, um Strafarbeiten zu 
machen. Manchmal ziehen auch größere Kolonnen der Kinder 
hinaus auf die benachbarten Felder oder in den Machnower 
Busch, um Drachen steigen zu lassen oder um hier Kriegs- oder 
Wettspiele in größerem Stil zu veranstalten, bei denen dann die 
Spielleiter, welche besonders mit der Taktik des Spieles vertraut 
waren, ihre Auszeichnungen, bestehend aus einer roten oder blauen 
Schärpe, anlegen. Für die Mädchen sind noch besondere Spiele 
vorhanden, die bezwecken, ihr Interesse für das Leben der Familie 
und des Hauses zu wecken. Jedes Mädchen hat bis zu einem 
gewissen Alter erwachender Selbständigkeit sein eigenes Puüppchen 
zu kleiden, zu putzen und instand zu halten. Reigen und künst— 
lerisch aufgeführte Tänze bilden bei ihnen einen besonders be⸗— 
liebten Gegenstand der Unterhaltung (wie Holländer-, Tiroler-, 
Zigeuner⸗, japanischer, norwegischer Reigen u. dgl.). Jedoch auch 
bei den Knaben gehören auch gewisse Reigen wie Keulen-, 
Matrosen-, Hantel-, Stab⸗, Fackel- und Fahnenreigen u. dgl. zu 
den besonders gepflegten Spielen. Dadurch, daß der weitaus 
größte Teil der Spielgeräte und die zu den Reigen erforder— 
lichen Kostüme, Blumen, Schärpen, Fahnen usw. von den 
Kindern selbst hergestellt wurden, daß auch Reigen von
	        
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