IVr.
Der Schulgarten.
Der Arbeitserziehung dient auch der Schulgarten,
der im großen Anstaltsgarten angelegt ist. Der Jahresbericht
soll nun kurz die Gründe für die Anlage unsers Schul—
gartens darlegen, seine Einrichtung aufzeichnen und endlich
die ersten Erfolge testieren.
Der weitaus größere Teil unserer Anstaltszöglinge sind Groß—
stadtkinder. Nicht viele kennen die Wunder der Natur. Staunend
sahen sie daher auf den Spaziergängen das vielseitige Leben der
Natur mit den Wunderaugen der Kinder an, und manche Frage
nach dem „Warum“ und „Weshalb“, nach Wesen und Bedeutung
wurde da laut. Wie gewaltig wirkte auf diese Kinder das
majestätische Wogen des Getreidefeldes, wie standen sie gebannt
in der schweigenden Einsamkeit unserer märkischen Wälder, an
ihren stillen, verträumten Waldseen! Das waren die besten
Naturgeschichtsstunden. Aber derartige unterrichtliche Spazier—
gänge konnten naturgemäß nur in geringerer Zahl unternommen
werden. Wenn wir auf diese Weise alle Pflanzen betrachten
wollten, mit denen die Kinder vertraut zu machen wären, so
würde die vorhandene Zeit im entferntesten nicht dazu ausreichen;
schon lange haben ja die Pädagogen „nicht Wortunterricht, sondern
Sachunterricht“ gefordert. Schon lange weiß man, daß die
Anschauung das Fundament aller Erkenntnis ist. Ab—
bildungen oder geschnittene Pflanzen aber sind mangelhafte An—
schauungsmittel, nur ganz schwache Hilfsmittel des Unterrichts.
Ist doch die Pflanze ein Lebewesen, das im toten Zustande ein
ganz anderes Aussehen trägt. Der wichtigste Grund für die An—
legung eines Schulgartens war also der Wunsch, den natur—
geschichtlichen Unterricht in unserer Anstalt nach biolo—