Ferner gaben wir den Kindern des öfteren Gelegenheit,
ihre Erfindungsgabe zu zeigen, und ließen ihnen freie Hand,
auch einmal aus eigenem Antrieb Arbeiten herzustellen, für die
sie besonderes Interesse bewiesen. Mag hierbei auch die helfende
Hand der Erzieher oder Erzieherinnen mitgewirkt haben, so blieb
doch die Arbeit in gewissem Sinne ureigenstes Erzeugnis des
kindlichen Geistes. Diese Arbeiten fördern zugleich auch die Selb—
ständigkeit des Kindes. So wurden z. B. Puppenstuben mit
allem Zubehör an Möbeln und Inventar, Bilderbücher, Wand—
schmuck, Theaterrequisiten, Fahnen, Banner und Fähnchen, Kunst-⸗
blumen, Spielsachen, Schmuckgegenstände und sonstiges durch
eigene schöpferische Kraft der Kinder hergestellt und dadurch in
ihnen ein erhöhter, arbeitsfreudiger Sinn erzeugt.
Die Arbeitsfreudigkeit wird aber auch dadurch erweckt, daß
wir versuchten, den Kindern Verständnis für die zu ver—
arbeitende Materie und die Verwendung der Werkzeuge
einzuflößen. Zu diesem Zwecke wurden in großem Stil waren—
und werkzeugkundliche Museen für sämtliche Werkstätten
und Arbeitsbetriebe eingerichtet. Die erforderlichen Mate—
rialien wurden teils selbst in der Anstalt hergestellt, teils von
uns gesammelt, teils von Lehrmittelhandlungen wie Linnaeqa,
Winkelmann, Benninghoven, Höpfel, Amelang usw. gekauft, teils
durch großmütige Fabrikanten aus sozialem Interesse der Anstalt
geschenkt. Zur Waren- und Materialkunde, die an der Hand
dieses Anschauungsmaterials von den Werkmeistern den Kindern bei
der Arbeit vermittelt wurde, gehört die Kenntnis des Werdegangs
der einzelnen Rohprodukte, welchem Entwicklungsgang die Roh—
produkte unterworfen sind, bis sie Kunstprodukte werden, daß die
Schüler die verschiedenen Arten und Sorten der Stoffe, ihre technischen
Fehler und biologischen Krankheiten, ihre chemische und mechanische
Zusammensetzung, ihre praktische Verwendung, die Erkennungs⸗
zeichen ihrer Qualität, ihrer Güte, ihrer Fälschungen, die Berech—
nung ihres Wertes und ihre Bezugsquellen kennen lernten. Diese
Sammlungen blieben nicht tote Dekorationsstücke der Anstalt,
sondern wurden zugleich in Schule und Fortbildungsschule dem
Unterricht zugrunde gelegt. So wurden z. B. die umfangreichen
Anschauungsmittel über Flachs, Baumwolle, Seide, Wolle schon