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I. Die Arbeitserziehung

Full text: Praktische Erziehungsarbeit im Fürsorgeheim "Am Urban" / Plass, Louis (Public Domain)

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gezeichnet hätte, und niemand war zu finden, bei dem diese 
Gaben, Neigungen und Fertigkeiten nicht wertvolle An— 
knüpfungspunkte für den Erzieher geboten hätten. 
Wir ließen ferner das Kind den Segen, den Erfolg seiner 
Arbeit unmittelbar erleben, dadurch, daß die Arbeit einem 
nützlichen Zwecke innerhalb des Anstaltsorganismus 
diente. Auch wurden jene einseitigen Ubungsarbeiten, wie sie 
noch oft genug in Kindergärtnereien und Handfertigkeitswerkstätten 
vorwiegen, auf ein notwendiges Maß reduziert, indem Ubungs— 
lehrgänge geschaffen wurden, die möglichst schnell zur Herstellung 
solcher Arbeiten führten, die innerhalb der Anstalt Verwendung 
finden konnten. Alles was in der Anstalt gebraucht wird, die 
Herstellung neuer und die Reparatur alter Gebrauchsgegenstände 
wurde tunlichst von den Kindern selbst besorgt. Wenn man beob⸗ 
achtet, welche Freude es dem Kind bereitet, wenn es z. B. ein 
Paar Schuhe hergestellt hat, mit welchem Interesse es darauf 
achtet, wie seine Arbeit sich bewährt, und welche Genugtuung es 
empfindet, wenn es sich bewußt wird, wie es dadurch sich dem 
Anstaltsganzen nützlich erwiesen hat, der weiß den erziehlichen 
Wert dieser im Dienste der Anstalt geleisteten Arbeit zu schätzen. 
Durch solche Arbeit erwächst neues Leben in ihm. Sein ur— 
sprünglich arbeitsfeindlicher und arbeitsscheuer Sinn, der ihn auf 
die Bahn des Lasters getrieben hatte, weicht einer neuen sittlichen 
Willensrichtung und der Trieb nach jugendlicher Lebensfreude, 
der bisher auf schädliche Vergnügungssucht und tändelndes Spiel 
gerichtet war, wird in edlere Bahnen gelenkt. 
Anschauungsmittel zur Erlernung der Arbeits— 
methode wurden beschafft und zum Teil selbst in der Anstalt 
gefertigt, um möglichst leicht und schnell den Zögling in das 
Verständnis der betreffenden Arbeit einzuführen. So sind Apparate 
vorhanden, die in anschaulichster Weise die überwendliche Naht, 
den Langettstich, das Wäschestopfen, das Stricken, das Knopfloch⸗ 
nähen, die Knüpfung bei der Nähmaschinenarbeit u. dgl. lehren. 
Diese Lehrmittel hatten den Vorzug, daß es auch den Schwer— 
begabten möglich war, die Arbeit nach ihrem inneren Getriebe 
und ihren Gesetzen zu begreifen und die entgegenstehenden Hinder⸗ 
nisse siegreich zu überwinden.
	        
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